: Gewohnheits-Gefahr
■ "Sinnvoller Arbeitsschutz" in Bremer Kliniken
Gewohnheits-Gefahr
„Sinnvoller Arbeitsschutz“ in Bremer Kliniken
Mit jeder Menge scharfer und spitzer Sachen wie Skalpellen und Kanülen hantieren die MitarbeiterInnen in den Bremer Kliniken. Ziel einer neuen Kampagne ist es, Arbeitsunfälle mit Infektionsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren und die Beschäftigten für ihre „gefährlichen“ Gewohnheiten zu sensibilisieren. Auf einer Pressekonferenz im ZKH Bremen-Ost stellten der Initiator, Dr. Schwarzkopf vom HGA und Dr. Kruckenberg, ärztlicher Direktor des ZKH, die Kampagne vor. Diese Aktion, über einen Zeitraum von 3 Jahren angelegt, ist einmalig, innerhalb der BRD und der EG. Gefördert wird sie vom Senat für Gesundheit mit 32.000 und der Bremischen Gemeindeunfallversicherung mit 40.000 Mark. Auslösend, so Dr. Schwarzkopf vom HGA, seien die Anfragen von HIV-Patienten und Angehörigen in der Aids-Beratung gewesen. ZKH- Betriebsärztin Dr. Meyer schilderte die Anfänge: „Als HIV auf die Stationen kam, war zunächst alles infektiös, von der ausgelesenen Zeitung bis zu den verwelkten Blumen.“ Und sie berichtete von Pflegepersonal, das das gesamte Teegeschirr von HIV-Patienten in den Müll warf. „Hepatitis“, erklärte Dr. Schwarzkopf , „ist 200fach infektiöser, aber bei Aids führt die besondere Verbindung mit Sexualität und Tod zu einer viel größeren Tabuisierung.“ Als praktisches Beispiel für die Kampagne stellt Frau Dr. Meyer ein neues Sicherheitssystem für die Entsorgung von Spritzen vor. Gebrauchte Kanülen können damit direkt am Bett entsorgt werden. Auf einen positiven Nebeneffekt weist Heike Barck, Hygienefachkraft vom ZKH hin: Bei der Frage, ob Einweg- oder Mehrwegbox kam die Entscheidung für die Mehrwegbox mehrheitlich vom Personal. Durch neue Entsorgungsmöglichkeiten wurden allein in den Jahren 1990-92 die Kosten von 140.000 auf 24.000 Mark reduziert. Der erste Teil der Kampagne läuft bis Mai/Juni nächsten Jahres. Danach werden die Einführungsseminare wiederholt und eine erste Zwischenbilanz erstellt. urs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen