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Wenig geeignet, ein Umdenken zu erreichen-betr.: "216.000 mal Hautkrebs", taz vom 3.12.92

betr.: „216.000mal Hautkrebs“, taz vom 3.12.92

An diesem Artikel stört mich wie in vielen anderen Fällen die extrem anthropozentrische Sichtweise bei der Behandlung ökologischer Probleme. Erst die Zahl der geschädigten Menschen macht den Bericht über ein enormes Umweltproblem zu einer Nachricht, die betroffen macht oder machen soll.

Dabei sollte es doch klar sein, daß gerade das Ozonloch Menschen weit weniger betrifft als die Mitwelt. Menschen könnten sich relativ leicht, zum Beispiel durch Tragen eines Sonnenhutes, gegen die Folgen vermehrter UV-Bestrahlung schützen. Dagegen sind Tiere und Pflanzen und besonders das UV-empfindliche Plankton in den oberen Gewässerschichten ungeschützt der vermehrten UV- Strahlung und ihren zerstörerischen Folgen ausgesetzt.

Die seit einiger Zeit in Mode gekommene extreme Herausstellung menschlicher Betroffenheit bei Schädigungen der Lebenswelt werden dem Problem genausowenig gerecht wie ihr Gegenteil. Schließlich könnte man mit genau so viel Recht argumentieren, daß alles, was das Leben des Menschen als größten Ökoschädling einschränkt, gut sei für den Rest der Lebenswelt.

Die ökologischen Probleme haben ihre Ursache in der Hybris der Menschen, menschliche Aktivitäten unabhängig von ihren Folgen auf die ökologischen Zusammenhänge zu sehen und zu betreiben. Eine Reduktion der katastrophalen Folgen dieser Denkweise auf die Schäden an menschlichem Leib und Leben setzt dies logisch fort und ist wenig geeignet, hier ein Umdenken zu erreichen. Manfred Meinsen, Friesoythe

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