: Flaggenhaftung für fliegende Holländer
■ Greenpeace gegen Gespensterflotte von brüchigen „Uraltschiffen“/ Lotsen kritisieren die Bundesregierung
Hamburg (AFP) – Eine Flaggenhaftung für alle Hochseeschiffe fordert die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Schiffahrtsexperte Peter Küster sagte am Wochenende in Hamburg, Länder, die wie Liberia massenweise ausgemusterte „schwimmende Särge“ unter ihrer Flagge fahren ließen, müßten bei Umweltkatastrophen auch für den Schaden aufkommen. Diese Forderung wurde von der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) unterstützt. Küster sprach von einem „organisierten Verbrechen zur See“, unter dem ganze Küstenstriche immer wieder leiden müßten.
Die regelmäßig vorkommenden Unfälle von Öltankern müßten die Staaten endlich zu ernsten Maßnahmen zwingen. Eine Möglichkeit ist nach Ansicht von Greenpeace ein Einlaufverbot für Billigflaggenschiffe. Auch sei es endlich an der Zeit, für alle Schiffe Doppelböden vorzuschreiben und auch durchzusetzen, sagte Küster. Allerdings müsse dann auch wieder darauf geachtet werden, daß die Eigner den zusätzlichen Raum nicht als Treibstofftank nutzten. Greenpeace verwies darauf, daß ein Tankerunglück vor der deutschen Nordsee-Küste schon bei einem geringen Ausmaß ein „totes Meer“ produzieren würde. Schon 10.000 Tonnen Öl würden reichen.
Udo Köllner vom Bundesverband der See- und Hafenlotsen kritisierte in diesem Zusammenhang einen Erlaß des Bundesverkehrsministeriums, der tiefgehende Schiffe von der Lotsenannahmepflicht befreit. Das gerade erst auf der Elbe installierte Radarleitsystem könne den Lotsen nicht ersetzen. Radarbilder zeigten immer nur die Vergangenheit auf. Auf der Elbe gebe es jährlich etwa 60.000 Lotsungen. Die Unfallrate betrage 0,015 Prozent. „Bei einer immer größer werdenden Anzahl von Beinahe-Unfällen konnte durch Lotseneinwirkung ein schwerwiegender Unfall oder sogar eine Katastrophe größeren Ausmaßes verhindert werden“, sagte Köllner.
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