: Lichtermeere unter Regenfluten
■ Wieder Hunderttausende auf der Straße
Berlin (AP/taz) – Strömender Regen hat die Bereitschaft vieler BürgerInnen, ihr gemeinsames Engagement für Fremde und gegen Fremdenhaß mit einer brennenden Kerze in der Hand zu zeigen, kaum vermindert, und schon gar nicht ausgelöscht. Rund 250.000 Menschen haben sich am Sonntag abend in Stuttgart, Karlsruhe und Tübingen, weitere hunderttausend in Bremen und Hannover in kilometerlange Lichterketten gegen Gewalt und Ausländerhaß eingereiht. Die Demonstrationen gingen vielfach auf spontane Privatinitiativen zurück. Die Stuttgarter Aktion war in den vergangenen Tagen bei Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Verbänden, Friedens- und Ausländerorganisationen, Unternehmen und Belegschaften sowie bei Schulklassen und Vereinen auf ein ungeheuer großes Echo gestoßen. Auch in der Karlsruher Innenstadt standen die Menschen zwischen Mühlburger und Durlacher Tor dicht an dicht. Die Karlsruher Ausländerbeauftragte My-Yen Pham-Thi, die zu den Mitinitiatoren gehörte, sprach von einem „überwältigenden Erlebnis der Solidarität“. Rund 100.000 Menschen demonstrierten in Bremen. In der ganzen Stadt läuteten die Kirchenglocken. Der Lichterzug führte links und rechts der Weser entlang. Kanuten und Ruderer begleiteten die Demonstranten auf der Weser. In Hannover begann eine Lichterkette mit ökumenischen Gottesdiensten in verschiedenen Kirchen der Stadt. Wegen des heftigen Regens vermutete die Polizei jedoch weit weniger Teilnehmer als vorhergesagt. Im brandenburgischen Cottbus bildeten rund 2.000 Menschen eine Lichterkette. Sie folgten einem Aufruf des Komitees für Gerechtigkeit.
In Interviews haben am Wochenende die Schriftsteller Amos Oz und Arthur Miller die Großdemonstrationen begrüßt und die politische Führung der Bundesrepublik kritisiert. Seite 2
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen