piwik no script img

Baum ab Elbblick frei

■ Elbchaussee: Hafensicht per Motorsäge freigekämpft / Wohnwert erhöht

: Hafensicht per Motorsäge freigekämpft / Wohnwert erhöht

Baumsterben der neuzeitlichen Art an der Elbchaussee: Um dem Appartmenthaus Nummer 97 einen freien Blick auf den Hafen zu verschaffen, haben Unbekannte dort Ende November zur Motorsäge ge-

1griffen, 15 Bäumen die Krone gekappt und acht gleich ganz abgesägt.

Ganz so unbekannt sind die Säger vom Elbhang dem Altonaer Garten- und Friedhofsamt aber of-

1fenbar nicht. „Wahrscheinlich ist es so, daß Privateigentümer sich den Elbblick freischneiden wollten“, bestätigte ein Mitarbeiter des Altonaer Gartenamts gestern gegenüber der taz den Verdacht.

Die Vermutung ist nicht aus der Luft gegriffen: Bereits 1991 hatte ein holländischer Investor beim Gartenamt anfragen lassen, ob man das blick- und preisschädigende Gehölz nicht absägen dürfe. Die Antwort der Behörde: ein klares Nein. Der Elbhang sei Landschaftsschutzgebiet, die Motorsäge dürfe nicht angesetzt werden.

Wurde sie dann aber doch, allerdings nicht ganz so geschickt, wie es die Täter vielleicht geplant hatten. Ein Zeuge, so berichtet die GAL-Altona, habe den Kahlschlag ziemlich genau beobachtet: Das Kabel der Motorsäge führte direkt (zur völligen Überraschung aller) in jenes Haus, dessen Bewohner nunmehr den Elbblick ohne störendes Gestrüpp genießen können.

Die Bewohner und bestimmt auch die Altonaer Immobilienfirma, die das Haus verwaltet, werden demnächst wohl Besuch bekommen: Die Altonaer Gartenbauer haben schon wegen Verstoßes gegen den Landschafts- und den Baumschutz Kontakt mit der Kripo aufgenommen.

Der durch das Kettensäge-Massaker angerichtete Sachschaden wird auf rund 50000 Mark geschätzt. Ein kleiner Trost für die Naturschützer: Zumindest die Kronen der gekappten 15 Bäume werden langsam aber sicher wieder nachwachsen. uex

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen