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Die „Auschwitzlüge“ ist nicht mehr im Angebot

■ Viele Kaufhäuser haben die Bücher des „Historikers“ David Irving zurückgezogen

Berlin. Nachdem der Hertie- Konzern, zu dem auch die Wertheim-Kaufhäuser sowie das KaDeWe gehören, die Bücher des für die Propagierung der sogenannten „Auschwitzlüge“ bekannten englischen „Historikers“ David Irving zurückgezogen hatte, zog nun auch der Kaufhof nach. „Was man als rechtsradikale Literatur bezeichnet, gibt es bei uns nicht“, erklärte Klaus-Peter Kemp von der Geschäftsleitung des Unternehmens. Der Leiter der Buchabteilung, Jörg-Uwe Hahn, sagte, man habe Irving ebenso wie Bücher von Hitler oder Goebbels „vor zwei, drei Wochen entfernt“. Begründung: Der Kundenkreis sei heute ein anderer als noch vor einiger Zeit. Noch vor geraumer Zeit hatte Irvings „Tragödie der deutschen Luftwaffe“ in vielen Kaufhäusern seinen festen Platz neben der „Schicksalsfahrt der Graf Spee“ oder Büchern über den „Stuka-Krieg“. Irving, der unter anderem für ein britisches Massenblatt in Moskau die Goebbels-Tagebücher sichten durfte, tritt bei Neonazi-Organisationen als gerngesehener Redner auf. So referierte er am 21.April 1990 unter dem Titel „Wahrheit macht frei“ vor 800 Zuhörern im Münchner Löwenbräukeller über die Thesen der von mehreren Neonazi-Organisationen ins Leben gerufenen „Revisionismus-Kampagne“. Obwohl mehrere Länder, darunter Kanada und Italien, ein Einreiseverbot gegen ihn verhängten, gilt er in der Bundesrepublik lediglich als unerwünschte Person und kann in den meisten Fällen ungehindert von den Behörden seine Positionen vertreten. Zumindest im Buchhandel scheint damit allerdings nun Schluß zu sein. Dies ist das Ergebnis einer telefonischen Umfrage der taz in den Buchabteilungen Berliner Kaufhäuser. Beim Kaufhof in Marzahn hieß es, daß die Buchabteilung von sich aus die Titel Irvings nicht mehr geordert hätte. Nicht im Sortiment ist Irving ebenfalls bei Bilka in der Joachimsthaler Straße sowie bei Quelle in Charlottenburg. Auch in den Karstadt-Filialen Hermannplatz und Wilmersdorfer Straße ist Irving ausgelistet. „Wenn es der Kunde wünscht, würden wir ihn allerdings bestellen“, so ein Mitarbeiter der Buchabteilung von Karstadt am Hermannplatz.

Den Anfang machte im November die Hertie-Filiale in Spandau. Hertie-Sprecher Elmar Kratz hatte wenig später angekündigt, alles, was sich unkritisch mit dem Nationalsozialismus befasse, aus den Filialen entfernen zu lassen. Ebenfalls in Spandau prüft zur Zeit eine Kommission des Volksbildungsstadtrats, inwieweit in öffentlichen Bibliotheken rechtsextremistische Literatur vorhanden sei. In einer Liste werden 35 Bücher genannt, die es zu überprüfen gelte, darunter Paul Carells „Unternehmen Barbarossa“ sowie Irvings „Rudolf Heß – ein gescheiterter Friedensbote?“. Uwe Rada

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