■ Mit der Banken-Unschuld auf du und du: Beutelschneiderei
Berlin (taz) – Nach der christlichen Ethik zählt Raffgier zum Sündenregister. Den besonders Geldgierigen, allen voran die Banken und Kreditinstitute, gilt jedoch jede Mark als positiver Fetisch.
Wie sonst läßt es sich erklären, daß die geschäftstüchtige Branche bei ihrer Kundschaft kassiert, wo immer es etwas zu holen gibt? Eine ganz raffinierte Methode, horrende Bearbeitungsgebühren und Wechselkosten einzustreichen, bietet der Zahlungsverkehr von einem Land in das nächste. Zwar gehört der freie Kapital- und Bankenverkehr zu den vier Freiheiten des Europäischen Binnenmarkts.
Doch solche schrankenlosen Freiheiten gelten hier nur für die Banken. Die Europäer hingegen, die nach Schätzungen der EG-Verbraucherbüros jährlich 200 Millionen grenzüberschreitende Überweisungen und Zahlungen vornehmen, werden dabei gehörig zur Kasse gebeten. Bis zu 50 Mark, so teilte die Postbank mit, würden bei der Einlösung eines von einer britische Bank ausgestellten Schecks über 500 Mark fällig. Das kommt etwa den stattlichen neun Prozent nahe, die die Banken dem Auftraggeber für eine Überweisung innerhalb der EG im Schnitt abzwacken.
Doch damit nicht genug: demjenigen, der das Geld erhält, werden meist noch einmal fünf Prozent des Betrags in Rechnung gestellt. So blieben etwa dem Empfänger eines in Deutschland aufgegebenen Schecks über 145 holländische Gulden gerade 80 Gulden, den Rest hatte der internationale Zahlungsverkehr geschluckt.
Daß die Banken am schrankenlosen Kapitalmarkt kräftig profitieren, aber Hinz und Kunz davon ausschließen, ist inzwischen auch der EG-Kommission aufgestoßen: sie hat nun dem Bankengewerbe mit einer Verordnung gedroht. Erwin Single
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