■ Dokumentation: Mit dem Alten Fritz auf du und du
: „Jedem nach seiner Façon...“

Der von Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) unterschriebene „Wunderheiler“-Brief, welcher der „Bild“-Zeitung vorliegt, an den Oberkreisdirektor des Kreises Warendorf (Westfalen), Dr. Wolfgang Kirsch:

„Sehr geehrter Herr Dr.Kirsch,

ich möchte Sie heute in einer Angelegenheit ansprechen, auf die mich viele Menschen in unserer Region aufmerksam gemacht haben.

Wie sie wissen, sieht sich Herr Heinz Rolf Drevermann aus Linen mit dem Vorwurf konfrontiert, seine persönliche Ausstrahlung zur Linderung menschlichen Leids sei unerlaubte Ausübung der Heilkunde und damit mit dem Heilpraktikergesetz unvereinbar. Mir ist bewußt, daß die Einordnung der Tätigkeit eines 'Wunderheilers‘ in das Paragraphenwerk eines Gesetzes aus dem Jahre 1939 eine Reihe von juristischen Fragen aufwirft.

Auf der anderen Seite halte ich es für nicht überzeugend, einem Manne diese Tätigkeit zu untersagen, der vielen Menschen anscheinend geholfen hat und an den viele Menschen glauben. Als Liberaler vertrete ich nun einmal den Grundsatz, daß jeder nach seiner Façon glücklich werden soll, wenn er dadurch keinem anderen schadet.

Oder juristisch ausgedrückt: das Verhältnismäßigkeitsgebot verlangt oder läßt es nach meiner Auffassung letztlich jedenfalls zu, die zum Schutz vor Gesundheitsgefahren nach dem Heilpraktikergesetz vor Erteilung einer Erlaubnis vorgeschriebene Überprüfung im Falle von Herrn Drevermann nur in eingeschränktem Umfang vorzunehmen. Dadurch wird der Verwaltung Spielraum eröffnet, auf die übliche Prüfung zu verzichten oder zumindest geringere Anforderungen für die Erteilung einer Erlaubnis zu stellen.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn so ein Weg gefunden wird, der es Herrn Drevermann gestatten würde, in Zukunft weiterhin seine Tätigkeit hier in Deutschland und nicht etwa im Ausland auszuüben. Viele Menschen würden neue Hoffnung schöpfen und Zuversicht gewinnen in schwierigen Zeiten.

Mit freundlichen Grüßen“ (gez. Jürgen Möllemann)