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„Ich komme wieder“

■ Kritiker halten Ex-Präsident Fernando Collor für zynisch oder verrückt

Die Kugel ging daneben. Fernando Collor de Mello, 42 Jahre, hat seine Munition sinnlos verfeuert. Mit nur einem Schuß wollte er die Inflation niederringen. Doch seit seinem Amtsantritt im März 1990 wird das Geld jeden Monat mindestens 20 Prozent weniger wert. Er kündigte den Aufbruch des tropischen Riesenreichs in die Moderne an – 54 Millionen der insgesamt 146 Millionen Brasilianer leben heute an der Armutsgrenze. Er schwor, daß seine Minister unauswechselbar seien. In den zweieinhalb Jahren seiner Regierung mußte er drei Kabinettsumbildungen vornehmen.

Collor betonte in den vergangenen Tagen noch, er sei jederzeit bereit, die „zweite Phase seiner Regierung“ zu beginnen. Braungebrannt, in Anzug und Krawatte, stets mit Gel in den Haaren, schmiedet er bereits Zukunftspläne: Spätestens im Jahre 2002 will er sich ins Parlament hineinwählen lassen. „Collor kann auf die Stimmen von zwanzig Prozent seiner ehemaligen Wähler zählen“, meint der dem zeitweilig abgesetzten Präsidenten treu ergebene Senator Odacir Soares. Collor rechne mit dem Mitleid der brasilianischen Bevölkerung. In allen Interviews stelle er sich deswegen als Opfer einer „politischen Exekution“ dar.

Folgerichtig war die historische Abstimmung im brasilianischen Parlament am 29. September, als 481 von 503 Abgeordneten den Senat mit dem Prozeß gegen den Präsidenten beauftragten, für Collor bloß ein Irrtum. „Das Ergebnis ist nur zustande gekommen, weil die Abstimmung vor den Gemeindewahlen war. Das Klima war gefühlsmäßig extrem aufgeladen“, behauptet er.

„Collors ganzes Leben ist auf Lügen aufgebaut“, sagt der Abgeordnete Cleto Falcao, ehemaliger Fraktionsführer der Regierungsparteien. Die brasilianische Zeitschrift Veja hat der unergründbaren Psyche des politischen Emporkömmlings bereits eine Titelgeschichte gewidmet. Ergebnis: Collor sei entweder verrückt oder zynisch oder beides zusammen.

Nur wenige Freunde glauben noch an die Unschuld Collors. Eine ist seine Frau, Rosane Collor, 29 Jahre. Die Überlebensstrategie der Ex-First-Lady, die selbst wegen aktiver Korruption vor Gericht steht, gleicht der ihres Mannes: verdrängen und nochmals verdrängen. „Ich denke nicht an das, was geschehen wird. Ich lebe für den Augenblick.“ Rosane Collor gibt vor, nicht zu wissen, woher die monatlichen 20.000 US-Dollar für ihren aufwendigen Lebensstil kamen. Daß die Eheleute für ihre rauschenden Feste auf Kosten des brasilianischen Steuerzahlers zur Verantwortung gezogen werden, ja sogar vielleicht hinter Gitter kommen könnten, ist für sie völlig ausgeschlossen: „Bin ich etwa eine Drogenhändlerin oder Verbrecherin? Ich habe niemanden umgebracht, nichts gestohlen.“

Fernando Collor versichert, die Schmiergelder stammten von Unternehmen, die mit seiner Wirtschaftspolitik nicht zufrieden waren. Gleichwohl will er die damit organisierte Korruption innerhalb der Regierung nicht zugeben. „Der Bestechungsskandal, sollte er sich als Wahrheit herausstellen, wird von mir hundertprozentig abgelehnt, ja verabscheut.“ Meint er.

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