: Eiseskälte heizt den Umsatz an
■ Nicht alle klagen über die Kälte: Eisschicht auf den Gewässern macht Schlittschuhe zum Verkaufsrenner / Nur noch drei Wasserstraßen befahrbar / Eisdecken zwischen 8 und 22 Zentimeter stark
Die Besitzer von Sportläden und die Leiter der Sportabteilungen in den großen Kaufhäusern reiben sich die Hände. Und das nicht etwa, weil ihnen kalt ist. Im Gegenteil: Angesichts der kaufwütigen Kundenscharen wird ihnen warm ums Herz. Vor allem Schlittschuhe sind heiß begehrt. Die Leute drängen in die Läden und nehmen, was sie kriegen können. Fast überall sind die Bestände bereits ausverkauft.
Es gibt ja schließlich auch jede Menge Möglichkeiten, seinen winterlichen Bewegungsdrang auf Schlittschuhen auszutoben. Von der Krummen Lanke bis zum Plötzensee, vom Tegeler See bis zum Müggelsee sind alle Berliner Seen ordentlich zugefroren. Eisdecken von bis zu 22 Zentimeter Dicke gewährleisten einen sicheren Freizeitspaß. Wer sonst als Zuschauer die Preußen-Cracks im Eisstadion an der Jafféstraße bewundert, kann nun beweisen, was er selbst auf Kufen zustande bringt. Und wer ein rechter Sportler ist, der braucht natürlich adäquates Gerät, wenn möglich nagelneu.
Viele vollbringen also schon, bevor sie sich aufs Eis begeben, sportliche Höchstleistungen auf der Suche nach den begehrten Schlittschuhen. Von einem überfüllten, aber ausverkauften Laden zum nächsten, bis man schließlich vielleicht doch noch in den Besitz eines Kufenpaares kommt.
Bei der Auswahl sind die Käufer offensichtlich nicht sehr wählerisch, wie aus den Fachgeschäften verlautet. Gekauft wird, was da ist. In den allermeisten Läden sind sowohl die Billigangebote zu knapp 80 Mark je Paar als auch die Luxusausführungen zu etwa 300 Mark vergriffen. Wer jetzt noch nichts ergattert hat, muß sich also bis zum Eintreffen der nächsten Lieferungen gedulden.
Wegen der Kälte sind in Berlin nur noch drei Schiffahrtswege befahrbar. Der Verkehr ist zwischen dem Hafen Königs Wusterhausen und dem Heizkraftwerk Klingenberg, auf dem Teltowkanal und auf der unteren Havelwasserstraße über die Schleuse Charlottenburg bis zum Westhafen möglich, teilte das Wasser- und Schiffahrtsamt mit. Zum Teil würden Eisbrecher genutzt, um ein Zufrieren zu verhindern. Auf allen anderen Wasserstraßen im Stadtgebiet, einschließlich der Spree, habe sich nach Auskunft von Michael Scholz eine Eisdecke zwischen acht bis 22 Zentimetern gebildet, die nicht betreten werden dürfe.
Das Tierheim Lankwitz bittet, freilebende Vögel zu füttern. So könne Enten, Gänsen, Schwänen und anderen Wasservogelarten bei zugefrorenen Teichen und Seen unter anderem Getreide, Kleie, Hühnerfutter, weiche Kartoffeln oder Brot angeboten werden. noko/dpa
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