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„Somalias Kriegsherren isolieren“

■ Interview: Nach der Somalia-Friedenskonferenz

Die von der UNO organisierte Somalia-Friedenskonferenz in Addis Abeba hat mit einer Grundsatzeinigung geendet, bis März eine „Nationale Versöhnungskonferenz“ zwischen den Kriegsfraktionen einzuberufen.

Die taz befragte Nur Ahmed Weheliye, der vor der Spaltung des „Vereinigten Somalischen Kongresses“ (USC) im Sommer 1991 einer der Sprecher der Organisation war. Heute ist er in Deutschland im überparteilichen „Somalia-Beistandskomitee“ aktiv.

taz: Die Somalia-Friedenskonferenz in Addis Abeba war von Streit geprägt. War sie dennoch ein Schritt nach vorn?

Weheliye: Ich denke schon. Bisher hatten sich diese somalischen Kriegsführer immer geweigert, überhaupt zusammenzutreffen.

Hat die UNO damit nicht diejenigen in Somalia, die jetzt schon stark sind, aufgewertet?

Ja, das kann schon sein. Das hat taktische Gründe: Die UNO muß mit diesen Leuten verhandeln, nicht um sie aufzuwerten, aber um Kontakt mit ihnen zu halten — sie sind jetzt die wichtigsten Kräfte in Somalia, alle anderen sind ausgeschaltet. Aber die Strategie muß sein, sie allmählich zu entmachten. Sonst kann kein langfristiger Frieden in Somalia einkehren.

Hat die US-Militärpräsenz in Somalia denn bisher dazu beigetragen, diejenigen, die Frieden wollen, zu stärken?

Das kann ich noch nicht beurteilen. Einige beschuldigen die Amerikaner, mit Aidid zusammenzuarbeiten, aber ich glaube nicht, daß sie das wollen. Bis jetzt taktieren sie. Die Jungs in den Banden haben zuerst einen Schreck gekriegt, aber jetzt kriegen sie wieder Mut, sie kommen zurück und fragen sich: Warum kriegen wir nicht auch so schöne Waffen wie die Amerikaner oder Franzosen? Die Sicherung von Lebensmitteln und Medikamenten für Notleidende war die erste Priorität, aber ohne Entwaffnung der Warlords wird das nicht viel nützen.

Das US-Militär will aber in den nächsten Monaten wieder abziehen und Platz für eine UNO- Truppe schaffen.

Die UNO genießt wenig Respekt in Somalia. Sie hat kein eigenes Militär, sie ist auf die Unterstützung der wichtigen Länder angewiesen. Die Amerikaner sollten Somalia nicht verlassen, ohne die schweren Waffen einzusammeln. Die Warlords nicht zu entwaffnen, hieße, sie zu unterstützen.

In Addis Abeba wurde eine Versöhnungskonferenz vorgeschlagen. Das wäre ja eine Konferenz zwischen den Warlords...

Zu so einer Konferenz muß man alle Gruppen einladen. Alle Stämme, Intellektuelle, Clanälteste, nicht nur die Organisationen der Warlords. Für sich allein sind diese nicht legitimiert, weil sie sich selber vernichtet haben — alle sind zersplittert, vom Vereinigten Somalischen Kongreß (USC) (zwischen General Aidid und Interimspräsident Mahdi gespaltene Organisation, d. Red.) gibt es mindestens drei Gruppen, genauso ist es mit der SPM (herrschende Organisation in der Stadt Kismaju, d. Red.) und den anderen. Sie haben keine Struktur mehr. Deshalb muß man auf Stammesbasis arbeiten. Häuptlinge und Intellektuelle von verschiedenen Stämmen und Regionen muß man einladen. Auch die Organisationen können teilnehmen, aber wenn nur sie eingeladen sind, wird das eine Katastrophe.

Du willst nächste Woche mit UNO-Generalsekretär Butros Ghali in Bonn zusammentreffen. Was willst du ihm sagen?

Daß er weiterarbeiten soll, um dem somalischen Volk zu helfen, und daß die internationale Gemeinschaft die Warlords isolieren muß. Interview: Dominic Johnson

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