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Einsamer Kampf: Mann gegen Gummi

■ Deutschlands erste sexuell perverse Puppenshow: Ralf Königs "Kondom des Grauens" im Schmidt-Theater

im Schmidt-Theater

Ralf König ist kein Schwanz-Hasser. Daß in seinem Puppenstück Kondom des Grauens Männer gleich reihenweise ihr so wichtiges Körperteil verlieren, liegt vielmehr am ganz besonderen Interesse des schwulen Kölner Comic-Zeichners an genau diesem Objekt. König, der öffentlich bekennt, er „stehe auf Pornos“, macht den Penis in „Deutschlands erster sexuell perverser Puppenshow“ zum Hauptdarsteller. Mit Balletteinlage.

Nach großem Erfolg im Dezember in Köln fand am Dienstag die Hamburger „Welturaufführung“ statt, so Koproduzent und Schmidt-Chef Corni Littmann in seiner Hauspostille. Dabei wurde die gedruckte Originalfassung erweitert und leicht verändert.

Im New Yorker Stundenhotel „Quickie“ verliert ein Soziologieprofessor unter mysteriösen Umständen seine Männlichkeit, als er die Studentin Phyllis zum Sex für bessere Noten zwingen will. Zunächst glauben alle an eine Verzweiflungstat des Mädchens. Aber weil es zahlreichen Freiern mit unterschiedlichen Huren nicht anders ergeht, will der schwule Inspektor Luigi Mackeroni es genauer wissen. Eher zufällig kommt er, der im Grunde auch immer nur an das eine denkt, beim Schäferstündchen mit einem knackigen Stricher auf die grausige Spur des wahren Täters: ein bissiges Monsterkondom, dem auch Mackeroni sein kleines persönliches Opfer bringen muß. Das läßt ihn natürlich umso entschlossener auf die Jagd gehen.

Die knollennasigen Puppen machen die deutliche Handlung zu einer durchaus spaßigen Mischung aus Horrorporno und Augsburger Puppenkiste, die allerdings mit ihrer Deftigkeit zartbesaiteten Menschen nicht zu empfehlen ist. Es sind erkennbar Profis, die die lebensgroßen Figuren aus der „Hurra-Deutschland“-Werkstatt auf der Bühne sichtbar und doch nicht störend bedienen. Sie sind jedoch stumm; die Musik aus der Feder des Schmidt-Hauskomponisten Terry Truck und die Sprache kommen von Band. Das vergrößert zwar die Distanz zwischen Bühne und Zuschauer, ermöglicht aber eine Bestbesetzung.

Besonders treffend ist Gerd Kösters Stimme für Inspektor Mackeroni, in einer Nebenrolle spricht der Hamburger Cabajazzo Monty Arnold. Auch der Regisseur Claus Vincon kommt als Tunte Babette zu Wort. Der gebürtige Hamburger wurde bei seiner detailfreudigen

1und witzigen Inszenierung kräftig von den Puppenspielern unterstützt. Gelungen ist auch das einfache Bühenbild, das Autor Ralf König mit jedem Pinselstrich selbst

1gemalt hat. Leider verliert das Stück gegen Ende spürbar an Fahrt.

Bleibt zu hoffen, daß das bösartigen Kondom die Arbeit von Safer- Sex Kampagnen unterstützt und

1dieses unaussprechliche Ding weiter aus der Tabu-Ecke holt.

WernerHinzpeter

Bis zum 7. Februar täglich 20.30 Uhr, außer montags, im Schmidt-Theater

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