: GUS-Bürger wurde am Dienstag im Hotel Esplanade erschossen
■ Zweiter Mord an GUS-Bürger seit Anfang Dezember
Tiergarten. Anderthalb Tage nach dem Mord im Hotel Esplanade hat die Polizei noch keinen Hinweis auf den oder die Täter. Geklärt werden muß auch, ob der Erschossene Opfer der sogenannten russischen Mafia wurde oder selbst dazugehörte. Über seine Nationalität schweigt sich die Polizei aus. Der 40jährige Mann, der laut Paß Alexander N. heißt und Bürger der GUS ist, wurde Dienstag mittag von einem Zimmermädchen gefunden. Er starb an einem Kopfschuß. Nach Auskunft des Hotels hat der Mann am 28. Dezember ein Standardzimmer bezogen und es bis gestern gebucht. Die Logierkosten habe er komplett im voraus bezahlt. Aufgefallen sei er nicht.
Laut Ermittlungen der zuständigen 5. Mordkommission unter der Leitung von Gerd Hasse wurde Alexander N. zum letzten Mal am frühen Montag abend gesehen. Mit zwei unbekannten Männern, „vermutlich russischer Herkunft“, habe er das Hotel verlassen. Für das Hotelzimmer sei noch ein weiterer Mann mit russischer Staatsangehörigkeit gemeldet gewesen. Über dessen Identität würden noch keine „gesicherten Erkenntnisse“ vorliegen.
Der Mord an Alexander N. ist innerhalb eines Monats der zweite an einem Bürger der ehemaligen Sowjetunion. Anfang Dezember wurde der 43jährige Ukrainer Garri D. in seiner Charlottenburger Wohnung in der Otto-Suhr-Allee erschossen. Die Polizei geht aber davon aus, daß zwei Täter den Ukrainer aufgesucht haben, um ihn gezielt zu töten. Auch von dessen Mörder gibt es bisher keine Spur. Garri D. wurde, als er die Wohnungstür öffnete, von mehreren Schüssen in Kopf und Oberkörper getroffen. Ein Querschläger oder Streifschuß verletzte aber auch einen Täter. Die Polizei konnte den Weg der Mörder über eine 70 Meter lange Blutspur bis zu einem Parkplatz verfolgen.
Auch über Garri D. gibt es keine Erkenntnisse, ob er in die Machenschaften (Schutzgeld-Erpressungen) einer angeblich in Berlin vorhandenen russischen Mafia verwickelt ist. Der einzige spektakuläre Mordprozeß, in dem Auftraggeber, Attentäter und Opfer Mitglieder einer russisch- tschetschenischen Mafia gewesen sein sollen, ging im vergangenen Sommer aus wie das Hornberger Schießen. Zwar wurde ein junger Mann für den Mord an drei Landsleuten in einem Charlottenburger Restaurant verurteilt, aber die Hintergründe der Ballerei konnte das Gericht bis heute nicht befriedigend aufklären. Nach wie vor ist deshalb die Behauptung, daß Berlin Zentrum der Russenmafia sei, unbewiesen. aku
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