: Die Totgesagten senden noch
■ Birma: Oppositionsradio schaukelt auf den Ätherwellen
Die Demokratiebewegung Birmas (von den Machthabern umbenannt in Myanmars) hat ihren Kampf gegen die Militär-Junta in Rangun noch nicht aufgegeben. Die Opposition um die Nobelpreisträgerin Aung San Sun Kyi kann nur stark eingeschränkt agieren und hat kaum eine Möglichkeit der freien Meinungsäußerung über die Medien. Birmas Medien unterliegen der staatlichen Kontrolle, und ausländischen Korrespondenten ist eine ungehinderte Tätigkeit unmöglich gemacht worden.
Die einzige Möglichkeit, im Inland gesicherte Informationen über die aktuelle politische Situation Birmas zu erlangen, sind die dort sehr beliebten Auslandsrundfunksendungen der Voice of America (VoA) beziehungsweise der BBC. Dennoch hat die sich primär im Ausland befindende Opposition einen Weg gefunden, der staatlichen Propaganda alternative Informationen entgegenzusetzen.
Ihr Sprachrohr ist der seit dem 19. Juli 1992 aus dem Ausland operierende Rundfunksender „Stimme des Demokratischen Birma“ (DVB). Der kräftige Kurzwellensender befindet sich in Norwegen, genauer: auf Kvitso bei Stavanger, und es wird täglich eine Stunde in birmesischer Sprache gesendet. Die Programme vermitteln sowohl kulturelle Inhalte als auch Darstellungen der politischen Lage sowie Schilderungen von den alltäglichen Menschenrechtsverletzungen in Birma; sie werden von vier birmesischen Flüchtlingen zusammengestellt. Einer der Verantwortlichen, Halvard Kare Kuloy, betonte in einer der ersten Sendungen, daß man die verlorenen demokratischen Ideale in der Bevölkerung wieder zum Leben erwecken will.
Jedoch beklagen sich neuerdings die oppositionellen Radiomacher über Überlagerungen (Interferenzen), die den Empfang in Birma für die dortige Hörerschaft fast unmöglich machen. Diese Überlagerungen sind vermutlich auf bewußte Störaktivitäten der birmesischen Machthaber zurückzuführen.
Sodann rief der Oppositionssender seine HörerInnen auf, diese Interferenzen durch das Aufstellen von Außenantennen und deren ost-westlicher Ausrichtung zu umgehen. Doch half dies alles nichts, und so verkündete man am 23. November, die bisherige Frequenz (17.840 kHz) am 26. November zu wechseln. Das Programm ist seither zwischen 15.30 und 16.20 Uhr auf 15.140 kHz zu hören. Obwohl der Sender schon von Radio Österreich International totgesagt wurde, geht der Ätherkrieg zwischen den Hoffnungsträgern und der Militärmacht nun also doch weiter. Erbil Kurt
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