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Zahlenspiel

KOMMENTAR

Zahlenspiel

Papier ist geduldig, egal ob man es mit Worten oder Tabellen und Zahlenkolonnen verziert. Statistiken wird erst durch Interpretation Leben eingehaucht und so alles bewiesen, was man möchte. Vorausgesetzt, man weiß, wie.

In die Hamburger Arbeitslosenzahlen der letzten Jahre läßt sich ein scheinbar leichter Trend nach unten hineinlesen. So sieht die Jahresbilanz des Arbeitsamts Hamburg für 1992 oberflächlich betrachtet recht rosig aus. Vergleicht man sie auch noch mit Bremer oder Berliner Horror-Zahlen, kommt Hamburg ziemlich gut weg. Ein anderer Schönfärbe-Trick besteht im Vergleich von Zuwachsraten. Es geht zwar ständig mit der Beschäftigungsquote im Winter bergab, doch mag man es positiv, so konstatiert man, daß die Arbeitslosenzahlen in diesem Winter bislang langsamer in die Höhe kletterten als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Aber nicht nur Tricks bei der Interpretation der Zahlen können Tatsachen wunderschön verfälschen. Auch bei der Vorstufe einer Statistik, bei der Datenerhebung, können die Ergebnisse schon beeinflußt werden. So finden sich in der Statistik des Arbeitsamts generell keine Arbeitslosen, die Sozialhilfe beziehen, sondern nur solche, die Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe bekommen. Würde man jedoch die Arbeitslosen, die „von der Sozi“ leben müssen, mit in die Arbeitslosenstatistiken einbeziehen — und diese Gruppe wächst ständig — läge die Arbeitslosenquote wesentlich höher. Doch mit solchen Zahlen ließe sich die Arbeitsmarktmisere nicht mehr kaschieren. Annette Bolz

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