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Fliegen statt Buckeln

■ Beim letzten Springen der Vierschanzen-Tournee in Bischofshofen gab es einen Schanzenrekord durch den Japaner Kasai/ Goldberger siegte auf der ganzen Linie

Bischofshofen (dpa/taz) – Ausgerechnet Toni Innauer, der einst so elegant wie kein anderer durch die Lüfte schwebte, war es, der im letzten Jahr den österreichischen Springern frühzeitig empfahl, auf den V-Stil, diese grobe Negation jeglicher Skiflugästhetik, umzusatteln. Die Aktiven, der Konkurrenz lange Jahre erfolglos hinunterhergehupft, hörten auf den Philosophen im Trainergewande, und siehe da, der Erfolg stellte sich ein. Bei der diesjährigen Vierschanzen-Tournee dominierten die Springer Austrias wie selten zuvor, und mit Andreas Goldberger stellten sie zum erstenmal seit 1986 wieder den Gesamtsieger.

Toni Innauer allerdings ist nicht mehr da, um die Früchte seiner V-Vision zu ernten, seine Nachfolge trat Heinz Koch an, ein Magister der Wirtschaftswissenschaften. Dem Propheten folgte der Pragmatiker, was die Springer selbst zum Teil gar nicht ungern sehen. „Innauer war für mich ein Denkmal, eine unantastbare Autorität“, sagt etwa der 20jährige Goldberger, „Koch ist der Mann, mit dem ich über alles reden kann.“

Das Gesprächsthema der beiden vor dem abschließenden Springen in Bischofshofen war nicht schwer zu erraten. „Gib voll Gas“, forderte der Trainer, und „Goldi“ tat wie geheißen. Vor 25.000 Zuschauern sprang er 123,5 und 120,5 Meter weit und verwies den Japaner Noriaki Kasai, der mit 127,5 Metern Schanzenrekord sprang, in Einzel- und Gesamtwertung auf Rang zwei.

Im Gegensatz zu den vorhergehenden Veranstaltungen, bei denen der Anlauf aus Sicherheitsgründen so verkürzt worden war, daß die meisten Springer gerade mal über den Buckel hinauskamen, hatten die Veranstalter auf der Paul-Außerleitner-Schanze von Bischofshofen zugelassen, daß bis an den kritischen Punkt und darüber hinaus gesprungen wurde. „Endlich eine Schanze, auf der man fliegen kann, und keine Buckelpiste“, freute sich der Schwarzwälder Christoph Duffner, der Siebter wurde und in der Gesamtwertung sogar auf den sechsten Platz kam.

Auch die Deutschen haben die Umstellung auf den V-Stil einigermaßen bewältigt, und Jens Weißflog, im letzten Winter noch schwer frustriert, ist optimistisch: „Wenn wir als Mannschaft so weitermachen, können wir in Zukunft wieder vorn mitspringen.“ Gleichzeitig kündigte der Oberwiesenthaler an, bis zu den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer weitermachen zu wollen. Bundestrainer Rudi Tusch zeigte sich mit den Leistungen seiner Männer und dem dritten Rang der Nationenwertung zufrieden, auch wenn bei den letzten beiden Tournee-Springen kein Platz auf dem Treppchen heraussprang.

Die großen WM-Favoriten heißen jetzt Kasai und Goldberger. Skiflug-Weltmeister Kasai besticht durch explosiven Absprung und extrem weites V. Dem 20jährigen Österreicher bescheinigen alle Experten eine makellose Sprungtechnik sowie einzigartiges Fluggefühl. Dem Bauernsohn aus Oberösterreich trauen alle zu, was seit 1985 niemandem gelang. Damals gewann Jens Weißflog die Tournee und wurde Wochen später auch Weltmeister, als einer von bisher fünf Tournee-Gesamtsiegern.

Endklassement: 1. Goldberger 920,8 Punkte, 2. Kasai 898,7, 3. Sakala 854,6, 4. Harada (Japan) 828,4, 5. Hakala 823,6, 6. Duffner 818,9, 7. Haim (Österreich) 816,7, 8. Weißflog 814; 16. Dieter Thoma 770,3; 17. Andreas Scherer 769,3; 30. Gerd Siegmund 540,8

Nationenwertung: 1. Österreich 426 Punkte; 2. Japan 185; 3. Deutschland 131

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