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Leitzinsen bleiben hoch

■ Dennoch geben die Währunghüter ein kleines Signal für Zinssenkung

Frankfurt/Main (taz) — Eigentlich geizen Notenbanker mit Überraschungen nicht, obwohl Scharen von Politikern, Wirtschaftsmanagern, Bankiers und Kreditnehmer lieber einen verläßlichen Kurs bevorzugen würden. Die Deutsche Bundesbank aber, wie keine zweite Währungshüterin seit Jahr und Tag auf Gesichtswahrung bedacht, fällt es immer schwerer, über ihren Schatten zu springen. Seit sich die honorigen Herren aus der Frankfurter Epstein-Straße sich mehrfach erfolgreich gegen eine Aufwertung der D-Mark innerhalb des Europäischen Währungsystems widersetzt haben, wartet alle Welt auf eine Senkung der hohen deutschen Leitzinsen. Doch der Zentralbankrat blieb totz zunehmendem Druck aus dem In- und Ausland auch in seiner ersten Sitzung im neuen Jahr hart: Die Zinssätze wurden, mit Ausnahme der Wertpapierpensionsgeschäfte, nicht heruntergenommen.

Der Diskontsatz, zu dem sich die Banken eine begrenze Menge an Geld für ihre Basisversorgung beschaffen können, beträgt weiterhin stolze 8,25 Prozent; der höhere Lombardsatz, mit dem die Geldinstitute kurzfristig ihre Liquidität durch Kredite bei der Bundesbank erhöhen können, liegt bei 9,50 Prozent. Die internationale Kapitalkaravane mag das zwar erfreuen, doch für die eingebrochene Konjunktur nicht nur in Deutschland ist die Hochzinspolitik geradezu Gift. Nicht zuletzt deshalb haben sich die Währungshüter zu einer „Zinsgeste“ durchgerungen: Das Wertpapierpensionsgeschäft wird ab kommenden Dienstag zu einem Festzins von 8,60 (bisher 8,75) Prozent angeboten. Über diese marktnähere Geschäfte können sich die Banken ebenfalls Geld von der Zentralbank besorgen, in dem sie dort Wertpapaiere in Pension geben, also kurzfristig hinterlegen. Die Bundesbank reguliert die Gelmende zunehmend durch Wertpapierpensionsgeschäfte; vielen Experten gelten die Zinssätze für diese Form der Geldbeschaffung als der eigentliche Indikator. Die unübliche Festlgegung, den Zinsatz für die nächsten Wertpapierpensionsgeschäfte zu senken ist ein kleines Signal an die Finanzwelt, daß die Zinsen tatsächlich etwas nach unten gehen sollen.

Vor allem die Franzosen hatten nach dem neuen Spekulationsdruck auf den Franc an den internationalen Devisenmärkten am Dienstag auf eine Zinssenkung der Bundesbank beharrt. Denn nicht nur die französische Regierung hat die Hochzinspolitik der Deutschen für den Konjunktureinbruch verantwortlich gemacht. Aber auch hierzulande wächst der Unmut: Zahlreiche Wirtschaftforscher forderten die Bundesbank ebenfalls zu Zinssenkungen auf, um der deutschen Konjunktur wieder auf die Beine zu helfen. Erwin Single

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