: Unterm Strich
Schon jetzt liegt ein Schleier über dem freudigen Pomp, mit dem die Dresdener Gemäldegalerie kürzlich eingeweiht worden ist. Denn: diejenigen Nischen, die erst 1850 in den Pavillon eingefügt wurden, sind bei der Restaurierung vergessen worden. Der Direktor der Galerie mit dem traditionsreichen Namen Marx zeigt sich betroffen: „Ziel der teuren Sanierung war ja gerade, so etwas künftig auszuschließen. Ich frage mich, ob die Baufachleute all das nicht voraussehen konnten.“ Was nun passieren soll, ist noch nicht ganz klar. Vielleicht werden die Ecken umschalt, wie es der Bauleiter vorschlägt. Aber auch wenn Marx sich darauf noch nicht einlassen will, braucht das den Dresden-Touristen kaum zu grämen: In dem Galerieteil, in dem die berühmte Sixtinische Madonna von Raffael hängt, ist alles in Ordnung. Die Dame, heißt es in der dpa-Meldung poetisch, sei „sicher wie in Abrahams Schoß“.
Daß die Erfindung des Buchdrucks das kulturhistorische Ereignis der letzten Jahrhunderte ist, ist definitiv nicht mehr zu leugnen: Texte der Bibel sind jetzt in 2.000 von 3.000 weltweit gesprochenen Sprachen übersetzt und gedruckt worden. Dieser Markstein in der weltweiten Übersetzungsstatistik sei 1992 mit dem Erscheinen des Markusevangeliums in der westafrikanischen Sprache Bete-Doala (Elfenbeinküste) erreicht worden, teilte die Deutsche Bibelgesellschaft mit. Ergebnis: Nach Angaben der missionswilligen Gesellschaft haben etwa 80 bis 90 Prozent aller lese- und schreibkundigen Menschenkinder die Möglichkeit, sich die Heilige Schrift in „einer von ihnen verstandenen Sprache“ anzueignen. Jawohl, anzueignen. Leider, leider, leider aber gibt es für ganze 350 Millionen Erdenbewohner noch keine Bibeltexte in der Muttersprache. Das soll sich Gott sei Dank bis 1996 ändern, jedenfalls wenn es nach dem Willen der diversen mit dem Übersetzen befaßten christlichen Organisationen geht.
Pittsburgher, Ihr habt zwar schon das Glück, daß Eure Stadt wie Milano in Italien in Europa aussieht, bald werden auch noch vergleichbare Touristenströme durch eure melancholischen Gassen schlendern. Schafft also Eisbuden an! Denn nicht in New York, sondern in Pittsburgh wird das große Andy- Warhol-Museum stehen. Als „große Ironie des Schicksals“ bezeichnet es dpa, daß der New Yorker, der sich für Warhol eingesetzt hatte wie kein anderer und damit scheiterte, jetzt in Pittsburgh Direktor des Warhol-Museums wird, das in seinen Dimensionen zu den weltweit größten für einen einzelnen Künstler gehören wird. Der Mann heißt Thomas N. Armstrong und war vor drei Jahren, nachdem er 15 Jahre lang das renommierte Whitney Museum geleitet hatte, gefeuert worden. Er hatte sich vergeblich um Geld und Zustimmung bemüht, damit das Museum für Warhol- Werke hätte erweitert werden können.
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