: Wer schützt uns vor den Armen?
Allerlei Gerüchte kursieren um die Frauen und Kinder aus Südost-Europa, die in Bremens Innenstadt betteln: „Kinderarbeit“ lautet so ein Gerücht, „mit Medikamenten ruhiggestellt“ ein anderes. Da schaudert es CDU-Politikerin und Grünen-Abgeordneten.
Genaues jedoch weiß niemand über diese Menschen. Woher kommen die Frauen und Kinder, werden sie tatsächlich von den Männern ausgebeutet, welches Verhältnis haben die Kinder zu ihren Müttern ... Geredet hat mit ihnen noch kaum einer. Zuwenig Sozialarbeiter, Sprachschwierigkeiten ... heißt es von Behörden und Initiativen.
In dieser unklaren Situation will das Innenressort auf Betreiben der CDU-Fraktion hin mit dem Gesetzes-Hammer dreinschlagen und einfach das Betteln mit Kindern verbieten. Fast drängt sich da die Vermutung auf, daß man gar nicht nur die Kinder schützen will, sondern vor allem sich selbst: vor diesen Armen, die nicht demütig am Rand hocken, sondern die einkaufenden Flaneure so direkt angehen, daß sie sich belästigt fühlen. Belästigung jedoch ist bisher, zum Glück, noch nicht verboten. Christine Holch
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