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Metro bastelt neuen europäischen Handelsriesen

■ Als Dachgesellschaft soll die gerade übernommene Asko fungieren/ Der Einkauf für den Riesen soll künftig zentral organisiert werden/ Bloß eine „Aufholfusion“?

Frankfurt/Main (dpa) – Unter dem Dach der neuen Saarbrücker Metro-Tochter Asko Deutschland Kaufhaus AG soll in den kommenden zwei Jahren einer der größten europäischen Handelsriesen mit einem Umsatz von 30 Milliarden DM gezimmert werden. Dies kündigte Asko-Chef Klaus Wiegandt wenige Wochen nach dem kartellrechtlich genehmigten Einstieg des Schweizer Handelsgiganten Metro – mit mehr als 50 Prozent – bei Asko gestern in Frankfurt an.

Die von Metro mitgebrachte Alzeyer Massa-Gruppe (MHB Handels AG) soll innerhalb von 24 Monaten mit den verschiedenen Asko-Ketten verschmolzen werden, um mit noch größerer Einkaufsmacht die bereits vorhandene Marktführerschaft etwa bei Baumärkten und Möbeln auszuweiten. Da Asko nicht genügend Finanzmittel hat, die bestehende Metro-Mehrheit an Massa direkt zu kaufen, soll die Fusion zunächst nur operativ (über Geschäftsführungsverträge) vollzogen werden. Bis zu einer echten Verschmelzung werde es noch einige Jahre dauern, betonte Wiegandt. Die Kunden bekommen aber schon in absehbarer Zeit die neue Handelszuammenballung zu sehen, wenn etwa die Massa-Baumärkte mit dem Namen der Asko-Vertriebsschiene „Praktiker“ verziert sind.

Das strategische Ziel ist, unter dem Dach der Asko Holding künftig fünf Sparten zu betreiben. Asko und Massa kommen derzeit schon bei SB-Märkten auf einen Jahresumsatz von 11,5 Milliarden, bei Lebensmitteln auf zehn, bei Baumärkten auf 3,5, bei Möbeln auf drei und bei Textilien mit „Adler“ auf 1,4 Milliarden DM. Große Vorteile versprechen sich die Manager im gebündelten Einkauf. Der zentrale Einkauf soll mit dem gesamten Metro-Einkauf von der neugegründeten Düsseldorfer MGE (Metro-Gruppen-Einkauf) vorgenommen werden.

Nach Darstellung von Metro- Chef Erwin Conradi wird die Zusammenführung beider Handelsgruppen nicht zu einer „Entlassungswelle“ bei den Beschäftigten führen. Von den derzeit rund 85.000 Beschäftigten würden Entlassungen insbesondere im Management ausgesprochen, „weil wir zu viele Häuptlinge haben“, kündigte Wiegandt an.

Der sonst öffentlichkeitsscheue Conradi hat vor der Presse in Frankfurt den stark kritisierten Einstieg bei Asko heruntergespielt. Schon vor der Beteiligung von „50 Prozent und mehr“ (Conradi) kam die Metro-Gruppe auf rund 36 Milliarden DM Jahresumsatz, was ihr den Vorwurf gefährlicher Nachfragemacht eintrug. Nach Darstellung von Conradi handelte es sich bei dem Asko- Deal lediglich um eine „Aufholfusion“. Im Lebensmittelgeschäft habe Metro in der Bundesrepublik mit zwölf Milliarden DM nur auf Platz acht mit weitem Abstand zum Branchenführer Rewe- Gruppe (36 Milliarden DM) gestanden. Nach dem Einstieg bei Asko komme man allenfalls auf Platz fünf oder sechs mit etwa 23 Milliarden DM.

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