Vorschriftsmäßig gefahren

■ 5 000 Mark Bußgeld für Museumsdirektor, der einen Rentner überfuhr

für Museumsdirektor, der einen Rentner überfuhr

Es schien, als wolle der Angeklagte vor Verhandlungsbeginn niemandem in die Augen sehen. Jürgen H. stand gestern wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. Am 9. Januar 1992 fuhr der Direktor der Düsseldorfer Kunsthalle am Volksdorfer Damm den Rentner Franz S. an. S. wurde schwer verletzt und starb wenige Wochen später.

Als der Angeklagte den Unfall schilderte, hatte er sich bereits im Griff: „Ich möchte gleich betonen, daß ich vorschriftsmäßig gefahren bin.“ Amtsrichter Michael Heinrichs bat den 54jährigen jedoch, nur das Geschehen zu beschreiben. Der Angeklagte war mit Mutter und Schwester unterwegs. Es sei dunkel gewesen und habe geregnet. Als er in den Volksdorfer Damm einbog, habe er niemanden gesehen, „doch im letzten Augenblick sah ich rechts eine Person und riß schnell das Lenkrad nach links. Ich konnte einen Aufprall jedoch nicht vermeiden und streifte die Person. Ich hielt sofort an und kümmerte mich um den Verletzten.“

Das Ehepaar Hildegard und Franz S. waren auf dem Weg zur Bushaltestelle, um Freunde in Poppenbüttel zu besuchen. Der gehbehinderte Rentner benötigte stets einen Stock. Nachdem Frau S., die ein wenig vorausging, schon die andere Straßenseite erreicht hatte, stellte sie mit Entsetzen fest, daß ihr Mann erst begonnen hatte, die Fahrbahn zu überqueren. Sie lief zurück, doch es war zu spät. Der PKW erfaßte den Rentner mit der Stoßstange, schleuderte ihn 30 Meter durch die Luft, bis dieser mit dem Kopf auf den Bordstein stieß.

Bei der gestrigen Verhandlung konnte dem Angeklagten ein Verschulden nicht nachgewiesen werden. Alle Zeugen bestätigten die extrem schlechten Lichtverhältnisse am Unfallort. Der Sachverständige äußerte zudem den Verdacht, daß Franz S., der dunkel gekleidet war, sich im unbeleuchteten Bereich der Straße befand. Das Verfahren wurde gegen ein Bußgeld von 5000 Mark zugunsten der SOS-Kinderdörfer eingestellt. Nur ein Unfall von tausenden im vergangenen Jahr. Für die Rentnerin Hildegard S. ein jäher Einschnitt in ihr Leben, der sie zur Witwe machte. Andrew Ruch