: Eine umstrittene Flugverbotszone
■ An einer Spaltung des Irak haben die USA kein Interesse
Als die westlichen Golfkriegsalliierten am 27.August 1992 ein Flugverbot zum Schutz der Schiiten über den Südirak verhängten, war es für viele Menschen in Basra, Najaf oder Kerbela zu spät, denn sie waren nicht mehr am Leben. Wie hoch die Zahl derer ist, die der Repression Saddam Husseins bei der Niederschlagung des Aufstandes zum Opfer fielen, ist unbekannt. Den „systematischen Mord“, den die USA, Frankreich und Großbritannien als Begründung für das Flugverbot südlich des 32. Breitengrades heranzogen, gab es bereits seit dem Ende des Golfkrieges vor zwei Jahren.
Das zeigt bereits, daß dieser Schritt, der in den US-amerikanischen Wahlkampf fiel, nicht unumstritten war. Formal beriefen sich die USA und ihre Freunde auf die UNO-Resolution 688, die im April 1991 zur Verhängung eines Flugverbots in Kurdistan nördlich des 36. Breitengrades führte, nachdem die Bilder von Hunderttausenden flüchtenden Kurden um die Welt gingen und die Türkei ein starkes Interesse daran hatte, die ungeliebten Gäste wieder loszuwerden.
Doch solch eine humanitär motivierte Aufmerksamkeit wurde den Schiiten, häufig genug schon fast ein Synonym für religiöse Fanatiker und Terroristen, nie zuteil. Die Resolution der Vereinten Nationen untersagt dem Irak zwar auch die Unterdrückung der Zivilbevölkerung. Namentlich erwähnt werden allerdings nur die Kurden. Einen offiziellen Beschluß der UNO bei der Verhängung des Flugverbots im Süden gab es ebensowenig wie bei dem Raketen-Ultimatum gegen den Irak in der letzten Woche, das nun als Begründung für den Angriff herangezogen wird.
Mit der Verhängung des Flugverbots war der Irak, militärisch gesehen, dreigeteilt. Darin liegt die besondere Brisanz im Vergleich zu Kurdistan: Für die arabischen Mitglieder der Golfallianz ist der Gedanke an eine schiitische Republik im Südirak, die zudem noch über eine gemeinsame Grenze mit dem Iran verfügen würde, ein reiner Alptraum. Prompt beeilte sich die US-Administration zu versichern, daß es nicht darum ginge, eine Autonomie oder gar eine Spaltung des Landes zu fördern. Das entspricht im übrigen auch ihrer eigenen Interessenlage: lieber ein schwacher Saddam Hussein in Bagdad als ein Zerfall des Irak, lautet die Devise – auf wessen Kosten auch immer. b.s.
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