■ Kommentar: Nur noch ein Eiermann
Bei den Ermittlungen gegen Verdächtige, die in Richtung des Bundespräsidenten auf der Großdemonstration am 8. November mit Eiern geworfen haben sollen, ist die Staatsanwaltschaft einen Schritt weiter. Selbstbezichtiger Kramer war es nicht. Warum nur will er gar keine Hühnereier mehr geworfen haben? Der 53jährige Bernd Kramer – 1969 am ersten Sponti-Blatt „883“ beteiligt und 1993 als Verleger weiterhin auf den Spuren des Anarchismus — lacht heute eben lieber mit dem Staatsanwalt als über ihn.
Hoffentlich bleibt der 55jährige Dieter Kunzelmann hart. Wie man den Staat vorführt, hat er zu Zeiten der APO als Mitglied der ideenreichen Kommune I, als vermeintlicher Brandstifter, mit dem verhinderten Pudding-Attentat auf den damaligen US-Vizepräsidenten Hubert Humphrey und später als Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses gezeigt. Obwohl der Bürgerschreck für seine Späßchen fünf Jahre im Knast sitzen mußte — davon drei Jahre gerichtskundig zu Unrecht –, hat er noch immer keine Angst bekommen vor den Anklägern dieser Republik. Für jene, die wissen wollen, ob der Bundesanwalt Ermittlungen gegen Eierwerfer dieselbe Bedeutung beimißt wie gegen rechtsradikale Organisationen, die vor Toten nicht zurückschrecken, bleibt der Kommunarde die Hoffnung. Und vielleicht ist die Anstrengung von Chefankläger Alexander von Stahl in dessem Sinne völlig unsinnig — dann nämlich, wenn er am Ende zugeben müßte, auch 1993 noch auf den stadtbekannten Berliner Politclown hereinzufallen. Bernd, die Verunglimpfung des Staatsoberhauptes hätte sich in Deiner Biographie doch auch gut gemacht. Zu behaupten, Hühnerprodukte auf Politprominenz geworfen zu haben, ist leider lustiger, als Fußball gucken. Dirk Wildt
Siehe Interview Seite 35
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