: Fotografie von Wilhelm Schürmann
Sein fotografischer Blick hatte etwas Bestechendes, vor fünfzehn Jahren: In den Fotografien von Wilhelm Schürmann konnte man sehen, daß unbeholfene Regeln und perfekte Behelfe nicht nur Teil individueller Psychologien sind. Sie werden geplant. Schürmanns Chiffre war das Kleinbürgerliche, garstig und rührend zugleich. In den achtziger Jahren war er Partner in der Kölner Galerie Schürmann & Kicken und stieg bald wieder aus, inzwischen als Lehrer für Fotografie berufen an die Fachhochschule Aachen. Mit einem Bildband „das nötig“ (Édition Travers, NeuchÛtel/Schweiz) versuchte Schürmann, inzwischen ein prominenter Kunstsammler, seine fotografische Ikonographie wieder herzustellen: von der Endstation der Straßenbahn zum Atelier des Künstlers, von der eiskalten Installation zu bizarren Graffitti. Schürmanns Interesse gilt dem Tektonischen und dem Detail zugleich, und manchmal schließt sich das Ambiente, wie in diesem Bild am „Leinsamenweg“, irgendwo, zu melancholischer Perfektion. Ansonsten ist „das nötig“ ein aufwendiger Nachweis, daß ein Vielgereister seine Augen trainiert, wach zu bleiben. Dennoch bilden die Zeichen keine Kette; Schürmann hat offensichtlich nicht mehr die Ruhe, sich in komplexere Konstellationen von Körpern, Räumen und Schrift zu vertiefen. Aber er glaubt ja auch nicht an das ewige Rätsel der Kunst, wie er Harald Fricke verraten hat.(uez)
Fotografie: Wilhelm Schürmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen