USA im Irak: Wir haben danebengeschossen

■ Angeblich wurden nicht alle vier irakischen Raketenstützpunkte bei dem US-Luftangriff getroffen/ Aber trotzdem war der Militärschlag ein „Erfolg“

Washington (taz/AP/wps) – Wie erfolgreich war der US-Luftangriff auf Saddam Husseins Raketenstützpunkte im Südirak? Alle vier angepeilten Stützpunkte wurden zerstört, hatten US-Militärsprecher kurz nach dem Bombardement am Mittwoch abend erklärt. Nur einer von ihnen wurde zerstört und zwei andere überhaupt nicht getroffen, sagte das US-Verteidigungsministerium am Donnerstag; die Hälfte der Bomben seien danebengegangen. Alle vier seien getroffen, zwei davon schwer, änderte das US-Verteidigungsministerium gestern seine Darstellung. Daß, wie noch am Donnerstag gemeldet, auch zivile Gebäude in Basra getroffen wurden, konnte das Pentagon gestern plötzlich nicht mehr bestätigen.

Was auch immer – die Aktion wird unverändert als Erfolg gemeldet. „Ein großer Erolg“, sagte Präsident Bush am Donnerstag. Die US-Flugmannschaften hätten „das Werk Gottes“ getan. Pentagon- Sprecher Williams setzte noch eins drauf: „Zu sagen, das irakische Luftverteidigungssystem sei beeinträchtigt, wäre untertrieben. Große Teile davon funktionieren nicht mehr.“ Unklar ist aber auch, ob die Iraker nach dem Luftangriff, wie in einigen US-Stellungnahmen angedeutet, die unzerstörten Raketenstützpunkte demontierten.

Es könnte auch sein, daß es nicht der letzte US-Luftangriff auf den Irak war. „Wir sind bereit, es nochmal zu tun, wenn es sein muß“, erklärte gestern Verteidigungsminister Cheney. Außenminister Eagleburger sagte, er „wette“, daß Saddam Hussin den nächsten US-Präsidenten Clinton, der am 20.Januar das Ruder übernimmt, binnen eines Monats erneut herausfordern würde.

Unterdessen scheint sich der Irak den Vereinten Nationen in der strittigen Frage der Landeerlaubnis für Flugzeuge mit UNO- Inspekteuren gebeugt zu haben. Dies geht jedenfalls aus zwei Schreiben der irakischen Regierung an den Sicherheitsrat hervor, die den UNO-Botschafter der USA, Edward Perkins, zur Äußerung veranlaßten, der Sicherheitsrat sei „sehr zufrieden“.

Eine offizielle irakische Flugerlaubnis für die UNO lag gestern nachmittag allerdings noch nicht vor. D.J.

US-Truppen nach Kuwait

Kuwait (dpa) – Die ersten 300 von insgesamt etwa 1.300 US-Soldaten sind gestern in Kuwait eingetroffen, um das dortige US-Truppenkontingent zu verstärken. Sie werden an einem amerikanisch-kuwaitischen Manöver namens Intrinsic Action teilnehmen und sollen voraussichtlich sechs bis acht Wochen in Kuwait bleiben.

Saddam gestärkt?

Washington (wps) – Unabhängige Reaktionen auf den US-Luftangriff gegen den Irak bleiben weiterhin skeptisch. Eine „minimalistische Antwort“ auf Saddam Hussein sei die Bombardierung gewesen, meinte der US-amerikanische Nahostexperte Marr. Andere befürchten, daß der Irak aus der Konfrontation gestärkt hervorgeht. „Die Bombardierung hat der westlichen Golfkriegallianz erlaubt, ihr Gesicht zu wahren“, kritisierte Laitk Kouba, ein irakischer Oppositionsführer. „Wenn sie ihn wirklich hätte destabilisieren wollen, hätte sie andere Ziele ausgesucht.“