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Uni: Grüne erobern Studentenparlament

■ Erdrutschsieg für grüne Gruppen bei Hochschul-Wahlen / Jusos sauer, weil GAL drei Gruppen finanziert haben soll

/ Jusos sauer, weil GAL drei Gruppen finanziert haben soll

An der Hamburger Uni hat sich in der vergangenen Woche eine kleine hochschulpolitische Sensation ereignet. Nach drei Jahren Pause kandidierte die Grüne Hochschulgruppe erstmals wieder fürs Studierenden Parlament (Stupa) und erhielt auf Anhieb 25 Prozent der Stimmen.

Auch die Frauenliste und die Fachschaftsliste kamen mit 5,1 und 15,7 Prozent sicher ins Stupa. Es gilt als sicher, daß diese drei Gruppen den nächsten Allgemeinen Studentenausschuß (Asta) bilden. Damit wäre eine über 20jährige Ära beendet, in der in wechselnder Koalition die sogenannten gewerkschaftlich orientierten Verbände MSB (Marxistischer Studentenbund), SHB (Sozialistischer Studentenbund) und Jusos das Ruder in der Hand hielten.

MSB und SHB hatten sich nach der Wende 1989 aufgelöst, existierten aber mit etwas abgewandelten Programm als „Linke Liste“ und „Tu was Liste“ weiter. Zusammen mit den Jusos stellten sie auch im vergangenen Jahr den Asta, verwalteten den 1Million-Etat des Selbstverwaltungsgremiums.

„Die haben eben nicht ordentlich gearbeitet im letzten Jahr“, erklärt sich gestern Falk Hocquel von der Grünen Hochschulgruppe die Verluste dieser Verbände. Die Grüne-HSG setzt auf Realpolitik, will vor allem konkrete Probleme wie Müll auf dem Campus und HVV-Semesterticket lösen. Das kam im Wahlkampf offenbar an.

Zwei Stimmen fehlen dem grünen Block noch, um im Stupa die Mehrheit zu erlangen. Die Nachwuchs-Realos haben daher zunächst einmal eine rot-grüne Koalition im Auge. Doch die Jusos wehren ab: „Ich glaube nicht, daß ein Zusammengehen mit der Grünen-HSG mehrheitsfähig ist“, sagt Asta-Mitglied Jan Greve. Er wirft der GAL vor, daß sie drei Listen gleichzeitig finanziert und mit der Frauenliste und der Fachschaftsliste zwei Tarnlisten ins Rennen geschickt habe. Greve: „Gegen soviel Geld kommen wir nicht gegenan.“ Außerdem müßte man sehen, was die Grüne- HSG inhaltlich etwas zu bieten habe. Ihm fehlen Aussagen zur Studienreform, zur Qualität der Lehre und zu Antirassismus an der Uni.

In Juso-Kreisen gelten die Hochschul-GALier als vergleichsweise rechts. Die wiederum verstehen sich als „undogmatisch links“ in Abgrenzung zu den „Altlinken im Asta“ (Hocquel). Auch den Tarnlisten-Vorwurf ziehen sich die Wahlgewinner nicht an. Falk Hocquel: „Wir haben offen gesagt, als wir das Geld beantragt haben, daß das für drei verschiedene Gruppen ist“. Auch inhaltlich sei die parallele Kandidatur gerechtfertigt. Die Grüne-HSG sei im Unterschied zur Fachschaftsliste weniger auf Uni-Politik fixiert. Wenn die Jusos kein Bündnis wollen, wäre für Hocquel auch eine Koalition mit einer Splittergruppe denkbar, etwa der Postmodernen Liste oder einer der beiden AusländerInnenlisten. Nicht in Frage käme hingegen mit dem RCDS oder der Liste „Total normal“. Hinter dem kecken Namen soll sich eine Gruppe mit schwulenfeindlichem Programm verbergen.

Die 47 Parlamentssitze verteilen sich wie folgt (in Klammern die Vorjahreszahl): Grüne Hochschulgruppe11(-), Fachschaftsliste7(10), Juso7(11), TuWas5(9), RCDS4(4), Frauenliste3(-), Linke Liste2(3), Offene AusländerInnenliste2(5), Demokratische AusländerInnenliste2(-), ULH/ Graue Panther2(2), Postmoderne Liste1(-), Total Normal1(-). Kaija Kutter

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