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Heilige Heidenstadt

■ Von Gregor dem Erleuchter bis zu Thomas dem Zweifler führt ein Wegweiser durch die realexistierenden Kirchen Hamburgs

Hamburgs

Heilige Hansestadt Hamburg: 31 eigenständige Kirchen versuchen, die Hochburg der Heiden für sich zu gewinnen. Konkurrenz belebt das Geschäft — diese marktwirtschaftliche Weisheit machen sich Christen auf ihre Weise zu eigen: Weg von der Einheitskirche, hin zur innerchristlichen Vielfalt, die für jeden etwas bietet. Die Hamburger Konkurrenzkirchen jedenfalls leben seit Jahren und überwiegend in Eintracht nebeneinander, locker zusammengeschlossen in der „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg“. Die hat jetzt in einer Broschüre ihre Mitglieder vorgestellt; entstanden ist so ein Wegweiser durch die realexistierende Kirchlichkeit, die selbst atheistische ZeitgenossInnen ehrfürchtig erschaudern läßt.

Evangelische und katholische Kirchen zu kennen gehört ja noch zum Allgemeinwissen. Aber wie steht's mit der Kenntnis um die „Mennoniten“, die Nachfahren der Täuferbewegung aus der Reformationszeit, die in Hamburg-Altona 520 Christen betreuen? Die „Alt- Katholische Kirche“, eine Abspaltung der allmächtigen römisch-katholischen Kirche, hat 70 Hamburger Mitglieder.

Wie sich die Alt-Katholiken dem Unfehlbarkeitsdogma des Papstes durch Austritt entzogen, so wehr(t)en sich gestandene Protestanten gegen den befürchteten Liberalismus ihrer Heimatkirche durch Gründung der „Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche“ (SELK), zu der 700 Menschen in Hamburg gehören.

Exotisch wird's bei den orthodoxen Kirchen. Gregor der Erleuchter gründete 301 die Armenisch-Apostolische Kirche; 1692 Jahre später leben immerhin 500 seiner Nachfolger in Hamburg. Armia Anba Bishoy leitet die koptische Gemeinde „Petrus der letzte Märtyrer“ in Langenhorn. Thomas, als „Zweifler“ gebrandmarkter Jesusjünger, gründete die „Syrisch- Orthodoxe Kirche in Indien“.

Ob russisch- oder ukrainisch-, rumänisch- oder serbisch-orthodox — im religiösen Schmelztiegel der Großstadt treffen sie sich alle wieder und hüten ihr Erbe. Wer in ihren Gottesdiensten Weihrauch schnuppern, die Muttersprache Jesu (aramäisch) hören oder einfach nur den Geist der heiligen Stunde wittern möchte, kann die Anschriften nachlesen im „Ökumenischen Stadtführer Hamburg“, erhältlich bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Großer Burstah 31, 2000 Hamburg 11, Telefon 040 / 3689-241. Uwe Birnstein

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