: Gymnasium nach Obervieland
■ Standortfrage geklärt, doch: Was ist eine eigenständige Schule?
Die Entscheidung um das Gymnasium Links der Weser ist gefallen: Die Schulkonferenz entschied sich mit neun Ja-Stimmen und einer Enthaltung (ohne Gegenstimmen) für ein „eigenständiges und durchgängiges Gymnasium“ in Obervieland. Ganz so, wie es im Senatsbeschluß vom 15. Dezember steht.
Allerdings ist der Streit damit voraussichtlich nicht beendet, er wird vielmehr nur verlagert. Denn bislang ist nur die Frage des Standortes, Huckelriede oder Obervieland, beantwortet. Doch die Debatte um die Detailfragen beginnt jetzt erst. Es gibt nämlich sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die „durchgängige Eigenständigkeit“ des Gymnasiums in der Schulpraxis nun aussehen soll.
Die FDP macht eine Umsetzung des Senatsbeschlusses an einer organisatorischen Trennung der beiden Schulen fest. Die Lehrerkollegien müßten bis zum Beginn des nächsten Schuljahres getrennt und unter je eine eigene Schulleitung gestellt werden. Falls diese klare Vorgabe nicht umgesetzt werde, „wird die FDP ihre Zusage zurückziehen“, warnte FDP-Pressesprecher Ulrich Berlin. Bei der Raumaufteilung zeigt sich die FDP dagegen kompromißbereit. Seine Partei habe nichts dagegen, daß kostenaufwendige Räume wie Sprach- und Chemielabore gemeinsam genutzt werden, so Berlin.
Für die Elternbeiräte und die Leitung des Schulzentrums Obervieland hat der Beschluß nur ein Mindestmaß an Eigenständigkeit der einzelnen Schulen festgelegt. Nach ihren Vorstellungen sollten die beiden Schulen so eigenständig wie nötig sein — und so kooperativ wie möglich. Was das genau heißt, soll nun ein Ausschuß der gesamten Schulkonferenz mit den Behörden klären. Die Eltern sollen an den Planungen beteiligt werden. Am Donnerstag abend findet dazu eine Versammlung mit allen Eltern statt.
Reinhard Lutz, Elternbeiratssprecher: „Wir werden uns diese aufgezwungene Entscheidung nicht wieder von der FDP abnehmen lassen.“ Die Vorstellungen der FDP seien „nicht unbedingt das wert, auf was sie geschrieben sind“. Weiterhin spreche alles dafür, die LehrerInnen des Gymnasiums auch in der Realschule einzusetzen, da ein Teil der RealschülerInnen ohnehin nach der zehnten Klasse zum Gymnasium wechselt.
Das sieht die FDP ganz anders: Ein übergreifender Einsatz der LehrerInnen sei grundsätzlich nicht möglich, da RealschülerInnen „ganz anders angesprochen“ werden müßten als GymnasiastInnen.
Werner Alfke, Pressesprecher des Senators für Bildung und Wissenschaft, wollte die Vorstellungen der Behörde noch nicht bekannt geben. Er hegte gegenüber der taz aber „die ganz große Vermutung, daß die FDP eine Schule für ihre Klientel will“.
mw
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