Stich geschwollen

■ Michael Stich sauer über Boris Becker nach dessen Absage für den Davis-Cup

Melbourne (taz/dpa) – Auf dem Platz machte es Michael Stich in der zweiten Runde der Australian Open gegen Fabrice Santoro schon unnötig spannend. Aber nach dem glücklichen 6:7, 6:2, 6:2, 4:6, 6:4 gegen den eher harmlosen Franzosen wurde sein eh schon ob der unmenschlichen Hitze geschwollenes Gesicht zunehmend zornesröter. Weniger die hitzige Fünf-Satz- Qual als die Absage von Boris Becker für den diesjährigen Davis- Pokal erzürnten ihn. Stich hatte sich für 1993 vorgenommen, auch mal den bedeutenden Mannschaftswettbewerb zu gewinnen, aber sieht ohne Becker die Chancen natürlich dramatisch sinken. „Ich spiele gern Davis-Cup. Für mich ist Beckers Entscheidung nicht nachzuvollziehen.“ Er war so sauer, daß er dem Deutschen Tennis-Bund (DTB) mit einer eigenen Absage drohte, wenn Becker dieses Jahr die Rückkehr ins Team nicht verwehrt würde. Diese Möglichkeit hatte sich Becker im Falle eines Abstiegsspiels oder Halbfinales offen gelassen.

Beckers Entscheidung hatte nicht nur die zuerst angegebenen Überlastungsgründe. Er griff auch die in den letzten Jahren aufgekommene nationalistische Hysterie bei Davis-Cup-Spielen an: „Was wir in Brasilien erlebt haben, war unerträglich.“ Auch wie sich die Amerikaner immer wieder benähmen, sei für ihn nicht akzeptabel. Allerdings laufen auch Gerüchte um, daß Becker-Manager Ion Tiriac mindestens zwei Millionen Mark vom DTB für den Davis- Cup-Einsatz 1993 seines Schützlings gefordert habe. to