: Olli und Compagnon
■ FC St. Pauli: 3:2 gegen Werder Bremen / Nur 1510 Zuschauende
3:2 gegen Werder Bremen / Nur 1510 Zuschauende
Als Christian Hinzpeter am Mittwoch abend die Geschäftsstelle des St. Pauli aufsuchte, sah es nicht so aus, als ob der geschäftsführende Vizepräsident an diesem Abend seinem Gesicht noch ein Lächeln abringen könnte. Zuerst verfing sich sein Trenchcoat an der Durchgangstür zum Clubheim, dann fiel ihm noch, beim Versuch seinen Schlüssel aus der Tasche zu holen, das Kleingeld auf den Boden. Doch der Abend schien auch aus anderen Gründen schon längst gelaufen zu sein. Nieselregen lag über Hamburg und nur wenige fußballbegeisterte HamburgerInnen fanden den Weg zum finalen Tag des Beck's Cups im Wilhelm-Koch-
Stadion. Die Bedingungen also für
1ein Fußballfest im Januar waren denkbar ungünstig und die Sorge um den Zustand des Millerntor- Grüns nach zwei Fußballspielen hintereinander sorgte ebenfalls für verfinsterte Mienen beim Kiezclub.
Daß Christian Hinzpeter um etwa 22 Uhr sichtlich zufriedener wirkte, hat er der Zweitligamannschaft des Vereins zu verdanken. 3:2 gewannen die abstiegsbedrohten Jungs vom Millerntor gegen den Bundesligisten Werder Bremen das Spiel um Platz 3 des Turniers. Aber nicht nur die Tatsache, daß seine Mannschaft wieder einmal gewonnen hat und schließlich doch 1510 Zuschauer kamen, erfreute Hinzpeter, auch die Art und Weise wie es dem FC St. Pauli gelang, den Bundesligisten von der Weser den Schneid abzukaufen, läßt ihn für den Abstiegskampf wieder hoffen. Denn: Sogar spielerisch gelang es dem Kiezclub Akzente zu setzten. Die Tore fielen indes durch mäßige Torhüterleistungen. Beim 1:0 für die Millerntor-Equipe (Freistoß Ari Hjelm, 23. Minute) wurde Olliver Reck, der „Pannen-Olli“, wie der Werder-Torhüter auf den Fußballplätzen dieser Republik genannt wird, auf dem falschen Fuß erwischt. Sein Hamburger Gegenpart Klaus Thomforde ließ bis in die zweite Halbzeit auf seine Aussetzter warten: In der 52. Minute lenkte er eine Flanke vom Bremer Hobsch ins eigene Netz, bevor ihm eine solche Hereingabe in der 65. Minute aus den Fingern glitt und Wynthon Rufer aus der Konfusion des Strafraumes heraus das 2:1 für die Bremer erzielte. Es folgten hämische „danke“-Rufe und die Artikulation des St. Paulianischen Fan- Willens: „Thomforde raus“! Petri Järvinen (79. Min) und Klaus Ottens (89. Min.) ist es zu verdanken, daß der Kiezclub doch als Sieger vom Platz gehen konnte.
Einen ließ das Ergebnis kalt: Werder-Trainer Otto Rehhagel. Das Übungsleiter-Fossil von der Weser wußte schon vor dem Spiel, daß die Hamburger besonders motiviert zur Sache gehen werden und freute sich mehr darüber, daß er an diesem Tag seiner Mannschaft vor Publikum wieder Bewegung verschaffen konnte — das allerdings in Bestbesetzung.
Das Finale des Beck's Cup bestritten, sozusagen als Vorspiel des Nordderbys, der niederländische Ehrenligist FC Groningen und die russische Spitzenmannschaft Spartak Moskau. In einer mit technischen Kabinettstückchen gespickten Partie, konnten sich beide Mannschaften nach regulärer Spielzeit auf keinen Sieger einigen (2:2). Das Elfmeterschießen gewannen dei Groninger. kader
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