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Stachel wider das „Light“-Fressen

■ „Giftgrüne Woche“ eröffnet heute Ausstellung/ Im Mittelpunkt: Hausfrau, die auf der Konsumwelle surft/ BUND auf Grüner Woche vertreten

Berlin. Während in den Messehallen unter dem Funkturm bei der Grünen Woche Viecher, Blumen und vor allem Fressalien dem Publikum vorgeführt werden, löcken die Leute vom Ökodorf wider den Stachel des ungebremsten Konsums. Dabei sehen sie ihre traditionelle Giftgrüne Woche als Ergänzung zur Freßmesse. „Wir betrachten uns nicht als Gegenausstellung, sondern wir wollen aufzeigen, was auf der Grünen Woche fehlt“, sagte Anke Oxenfartha der taz.

In diesem Jahr nehmen die Ökodorfler die Werbung und den Konsum als Modewelle aufs Korn. Inmitten der Ausstellung steht die Puppe einer einkaufswütigen Hausfrau, die mit einem vollgepackten Einkaufswagen auf einem Surfbrett symbolisch auf der Konsumwelle reitet. Mit Informationstafeln will man den Besuchern der Giftgrünen Woche zeigen, wie Werbestrategen den Endverbraucher zu immer mehr Essen und Trinken bewegen wollen.

Ein Schwerpunkt ist die „Verführung Minderjähriger“, die schon in zartestem Alter mit „kindgerechter Werbung“ zu „ordentlichen Konsumenten“ konditioniert werden sollen.

Doch in der Ausstellung in der Kurfürstenstraße gibt's nicht nur allerhand zu sehen. Die Besucher sollen nicht nur Stellwände betrachten, sondern nach Möglichkeit selbst Hand anlegen können. Unter anderem werden Ideen gesammelt, wie die KundInnen sich bei ihrem Einkauf im Supermarkt den subtilen Werbestrategien entziehen können. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Etikettenschwindel in der Werbung. Die Ökodörfler wollen zeigen, was hinter Wörtern wie „öko“, „bio“ und „light“ steckt. Der Grüne Punkt kommt bei dieser kritischen Betrachtung auch nicht zu kurz. Die Ausstellung wird von abendlichen Veranstaltungen begleitet, auf denen Fachleute zu ausgesuchten Themen referieren.

Finanziell hatten es die Macher in diesem Jahr nicht leicht. Kerstin Mally berichtete, daß die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz in diesem Jahr die Mittel gestrichen hat.

Auch um entwicklungspolitische Themen kümmert sich die „Giftgrüne Woche“. So wird in einer Veranstaltung auf die ökologischen Probleme hingewiesen, die der Import von Schnittblumen aus der „Dritten Welt“ mit sich bringt. In Mexiko, so die VeranstalterInnen, werden solche Blumen bis zu dreißigmal mit Chemikalien behandelt, nur damit in Deutschland zu jeder Jahreszeit ein üppiges Sortiment zu haben ist.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt eine Ausstellung – über gesunde Ernährung und ökologischen Landbau. Im Gegensatz zum Ökodorf stellt der BUND aber in den Messehallen der Grünen Woche aus. Neben der Umweltbelastung durch die Landwirtschaft gibt der Verband auch Tips für eine gesunde Ernährung und klärt über industrielle Zusatzstoffe in Lebensmitteln auf. Im Rahmen der Sonderschau verschiedener Umweltverbände unter dem Motto „Neue Wege für Stadt und Land – für eine umweltfreundliche, bäuerliche und sozialverträgliche Landwirtschaft“ erhalten Besucher auch Informationen zu Themen wie Vollwertbäckerei, ökologisches Gärtnern, artgerechte Tierhaltung und Verwendung von Biogas.

Unter dem Titel „Katzen würden richtig kaufen“ wollen auch die kirchlichen Landjugendverbände auf der Grünen Woche die Messebesucher über die Auswirkung des Konsums und Alternativen zum Konsum informieren. Geplant sei, über die Zusammenhänge zwischen dem Konsumverhalten und den Veränderungen in der Landwirtschaft zu informieren. Der Stand der Landjugendlichen befindet sich im Übergangsbereich von Halle 1 zu Halle 2 auf dem Berliner Messegelände. Norbert Kock/taz

Eröffnung der „Giftgrünen Woche“: heute 20 Uhr, Kurfürstenstraße 14, mit dem Hans-Beimler- Chor

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