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Studenten kommen nicht in die Strümpfe

Schwache Beteiligung an bundesweitem Aktionstag gegen Studienverschärfungen/ Wissenschaftsrat: Studiengebühren „politisch nicht durchsetzbar“  ■ Aus Berlin Christian Füller

Die StudentInnen kommen nicht aus dem Knick. Gegen Studiengebühren und eine Verschärfung der Studienbedingungen fanden gestern zwar quer durch die Republik Demonstrationen statt – aber unter mäßiger Beteiligung. In Berlin zogen rund 1.000 der 146.000 in der Hauptstadt eingeschriebenen Studierenden über den Ku'damm. In München waren es knapp 3.000 (von 100.000) bei einem Sternmarsch vor das Kultusministerium Hans Zehetmairs. Weitere Kundgebungen gab es in der nordrhein-westfälischen Hauptstadt Düsseldorf, in Mainz und Darmstadt.

Die als Höhepunkt einer bundesweiten Aktionswoche ausgerufenen Demos richteten sich gegen eine „Studienreform unter dem Diktat der Finanzpolitik“. Die Spaltung „in ein berufsqualifizierendes Studium für die Masse und ein wissenschaftliches für eine kleine Elite“ kritisierte eine Vollversammlung von vier Münchner Hochschulen im Audi-Max der Ludwig-Maximilian-Universität.

Der Protest bezieht sich auf die umstrittenen Reformpläne von Bund, Ländern und Wissenschaftsorganisationen. Im Kern ist darin ein berufsorientiertes Studium vorgesehen, dessen Regelstudienzeit von höchstens neun Semestern durch Strafgebühren und Zwangsexmatrikulationen bewehrt werden soll. Daneben sollen durch den Ausbau von Fachhochschulen und Graduiertenkollegs (für den wissenschaftlichen Nachwuchs) das Studium stärker differenziert werden.

Entsprechende Vorschläge verabschiedet heute auch der Wissenschaftsrat im Berliner Reichstag. Die Überfüllung der Hochschulen sei „aufgrund von Versäumnissen der Vergangenheit ein wirklich unlösbares Problem geworden“, sagte der scheidende Vorsitzende, Dieter Simon, dem Berliner Tagesspiegel. Die Bundesrepublik stehe deswegen „kurz vor einem totalen Numerus clausus“.

Nach Informationen der taz wird der Wissenschaftsrat von seinen verschiedenen Reformmodellen mit Studiengebühren gänzlich Abstand nehmen. Sie seien „politisch nicht durchsetzbar“ hieß es am Rande der Konferenz. Einen entsprechenden Antrag brachte gestern die Wissenschaftsministerin von NRW, Anke Brunn, im Wissenschaftsrat ein.

Unter Federführung der Jusos und des derzeit einzigen bundesweiten Zusammenschlusses „Fachkonferenz der StudentInnenschaften an Fachhochschulen“ (FKS), haben sich mitterweile ein Runder Tisch und ein Arbeitskreis Bildungsgipfel gegründet. Sie fordern die Teilnahme an dem von Kanzler Kohl seit einem Jahr angekündigten Bildungsgipfel. Er wird voraussichtlich im Juni stattfinden. Die Berliner StudentInnen beendeten ihre gestrige Demo einigermaßen rat- und hilflos mit einer Mahnwache vor dem Reichstag.

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