piwik no script img

Man bleibt unter sich

■ Die Staatsoper erhöhte gestern unangekündigt die Preise für verbilligte Premierenkarten / Verbraucherzentrale prüft

erhöhte gestern unangekündigt die Preise für verbilligte Premierenkarten/Verbraucherzentrale prüft

Eine böse Überraschung erlebten Liebhaber der schönen Künste gestern morgen an der Staatsoper. Wer sich eine verbilligte Karte für die Aida-Premiere im Februar sichern wollte, konnte dies zwar wie gewohnt tun, indem er sich in die dafür vorgesehene Liste eintrug. Allerdings wurde damit auch eine Preiserhöhung von fast 400 Prozent in Kauf genommen. Äußerst kurzfristig waren die Preise für den dritten und vierten Rang von 18 auf 70 beziehungsweise 13 auf 50 Mark erhöht worden, wie ein entsprechender schriftlicher Aushang des des Hauses mitteilte.

In einer gestern abend noch eilig verfaßten Presseerklärung teilte die Oper mit, Hintergrund für die unerwartete „Veränderung der bisherigen Preisstruktur“ sei „die im politischen Raum geäußerte Erwartung an die Staatstheater, höhere Eigeneinnahmen zu erzielen.“ Die Preispolitik obliege der freien Entscheidung der Oper, kommentierte Hinrich Schmidt-Henkel, Pressesprecher der Kulturbehörde die Preispolitik der Staatsoper.

Als Opern-Fan persönlich betroffen war auch Bernhard Rosenkranz von der Hamburger Verbraucherzentrale, die sich jetzt mit dem „Vorfall“ beschäftigen will. Nach Aussage von Rosenkranz sollen juristische Mitarbeiter prüfen, ob potentielle Zuschauer auf Schadenersatz klagen können, da die Oper die niedrigeren Preisen annonciert hatte. Zudem habe die Oper, so Rosenkranz, eine Monopolstellung inne - schließlich sei die Aida-Premiere ohne Konkurrenz. Bei einem Pullover, dessen Preis erhöht würde, liege der Fall anders. Ein vergleichbares Modell sei leicht zu finden. Abgesehen davon sei es einfach eine „Sauerei“, die Öffentlichkeit nicht vorher zu informieren. Damit sei der soziale Aspekt der verbilligten Karten gekippt.

Die Preisveränderungen beschränkten sich nur auf die A-Premiere, teilte die Oper mit. Für die B-Premieren und weitere Aufführungen trete „wieder die bislang geltende Tarifstruktur in Kraft.“ Das echte Premierenvolk bleibt also künftig endlich unter sich. gag

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen