: Für den Bürgermeister gab es nur vier Butteln
■ Diesjähriger Grüne-Woche-Marathon ist zu einer traurigen Veranstaltung verkommen
Berlin. Für den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) ist auf der Grünen Woche kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Als er gestern nach einem zweistündigen Rundgang durch die Messehallen die Ausstellung verließ, hatte er vier Flaschen Alkohol und einen Blumenstrauß geschenkt bekommen – mehr nicht. Wie die Recherche der taz ergab, hat es auf der Freßwoche für einen Regierenden Bürgermeister noch nie so wenig Präsente gegeben. Doch Diepgen wollte sich zu seiner Niederlage nicht äußern.
Hoffentlich kommt der CDU- Politiker das nächste Mal noch. Denn außer dem Regierenden Bürgermeister fehlte unter dem Funkturm gestern die Prominenz, auch wenn es der Chef der Ausstellungs-, Messe- und Kongress GmbH (AMK), Manfred Busche, nicht wahrhaben wollte. Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) ließ sich in Bonn vereidigen, und wo Berlins Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) steckte, wußte sein Vertreter, Staatssekretär Hans Kremendahl, nicht. Nur Kremendahl fand, daß ohne Bundesminister nun Diepgen der bedeutendste Mann auf dem Messe-Marathon sei. Constantin Freiherr Heeremann von Zuydtwyck, Präsident des Zentralausschusses der Deutschen Landwirtschaft, Christine Bergmann (SPD), Berlins zweite Bürgermeisterin und Messe-Chef Busche hielten eher den Staatssekretär des Bundesministers Helmut Scholz für bedeutsam. Schließlich war er der einzige, den die Bundesregierung geschickt hatte. Traurig war der Marathon aber nicht nur wegen fehlender Prominenz – bei einer Umfrage der taz zum Thema „Light“-Lebensmittel stellte sich heraus, daß die Männer allesamt keine Ahnung von der neuen Konsumwelle haben, die derzeit in Tiefkühltruhen und Lebensmittelregale schwappt, weil sie noch immer ihre Frauen in die Supermärkte schicken. „Wann soll ich denn einkaufen“, sagte Diepgen (51 Jahre), Scholz (63) holt gar nicht ein, und bei Heeremann (60) „macht das meine Frau“. Nur Bergmann (53) wußte über ihre Einkaufsgewohnheiten sofort zu berichten. Sie achtet auf Fettarmes, vor allem bei Käse und Joghurt und ißt gerne Obst. Dirk Wildt
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