: Aufregung um den Hollerwald
■ Umweltschützer will Tiefbauunternehmer verklagen
Schwere Vorwürfe gegen das Wasserwirtschaftsamt und ein Bremer Tiefbauunternehmen: Im Hollerland soll durch eine Grundwasserabsenkung der Wald zeitweise trocken gelegt worden sein, obwohl der Vorgang in der Form nicht genehmigt war.
Gerold Janssen von der „Bürgerinitiative für den Erhalt des Hollerlandes“ erfuhr am letzten Samstag von einem Parzellenbesitzer des Hollerwaldes, daß das Gebiet so gut wie trocken sei. Flugs fuhr er zu dem Naturschutzgebiet und stellte fest, daß der Graben am Waldrand kein Wasser enthielt. Janssen ist empört: Im letzten Jahr noch habe ihm Uwe Lahl, Staatsrat im Umweltressort, versichert, daß es im Hollerwald keinerlei Wasserabsenkungen mehr geben werde. Sofort rief Janssen im Wasserwirtschaftsamt an.
Hier teilte ihm Berthold Kräft mit, daß die Wasserabsenkung notwendig war, um eine Reperatur an einem Abwasserkanal durchzuführen. Das Tiefbauunternehmen „Herdejürgen“ hatte deshalb eine Genehmigung für die Arbeit erhalten. Allerdings sollte das Tiefbauunternehmen laut Genehmigung ein Vakuumsystem einsetzen. In Wirklichkeit wurde ein Tiefbrunnen ausgehoben, der bedeutend mehr Wasser ableitet.
Bis hierhin sind sich beide Seiten einig, über den weiteren Verlauf des Gesprächs gibt es dagegen sehr unterschiedliche Darstellungen: Laut Gerold Janssen habe Berthold Kräft ihm bestätigt, daß dafür keine Genehmigung vorläge, da das Rohr viel zu dick sei. Nach einer Besichtigung der Baustelle habe Kräft versichert: „Wenn ich eine Axt dabei gehabt hätte, hätte ich das Kabel durchtrennt“, so Janssen. Kräft habe ihm auch bestätigt, die Arbeiten hätten am Freitag stillgelegt werden müssen, das Unternehmen müßte zur Rechenschaft gezogen werden.
Berthold Kräft selbst sieht das ganz anders: Wohl habe er bestätigt, daß für einen Tiefbrunnen keine Genehmigung vorliege. Die hätte er allerdings nur deswegen nicht erteilt, weil „Herdejürgen“ ihn am Freitag nachmittag nicht mehr erreicht hätte. Der Einsatz des Tiefbrunnens sei vollkommen gerechtfertigt. „Ich hätte den gesamten Vorgang genehmigt. Herr Janssen regt sich unnötig auf“, sagte er gegenüber der taz.
Gerold Janssen bezeichnet diese Darstellung als „infame Lüge“. Er will gegen „Herdejürgen“ eine Strafanzeige stellen und gegen Berthold Kräft eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen. M.W.
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