: CDU will (fast) alles
■ Drogenpolitik: viel mehr Hilfsangebote / Minderheit für Heroin-Freigabe
:viel mehr Hilfsangebote / Minderheit für Heroin-Freigabe
Darf's ein bißchen mehr sein? Ja, meint Hamburgs CDU, in der Drogenhilfe der Hansestadt darf es nicht, da muß es sogar mehr sein. Eine begrenzte Freigebigkeit allerdings. Denn — staatlich kontrollierte Freigabe von Heroin oder Legalisierung weicher Drogen? Nicht mit uns, entschied die CDU Projektgruppe „Bekämpfung der Drogensucht“ mehrheitlich in ihrem Bericht, der am 14. Februar der Partei zur Diskussion gestellt wird.
Die Ergebnisse der elfköpfigen Gruppe spickte der CDU-Landesvorsitzende Dirk Fischer mit harter Kritik an der Senatspolitik. Statt mit der Realität werde dort mit Visionen operiert, um von der eigenen Untätigkeit abzulenken, so Fischers Vorwurf. Auch das neue Schlagwort „Recht auf Rausch“ lehne die CDU rundweg ab. Denn Drogenkonsum, so der CDU-Chef, führe unweigerlich zum Selbstmord auf Raten. Logische Konsequenz dieser Einschätzung: keine Liberalisierung des Konsums und keine Fixerstuben für Hamburg.
Statt dessen: lieber viele neue Drogenhilfe-Einrichtungen. Kein Bereich, der nicht weiter ausgebaut werden muß. Die Entgiftung, so Projektgruppen-Vorsitzender Wolfgang Beuß, müsse auf mindestens 100 Plätze aufgestockt und auf alle Krankenhäuser ausgeweitet werden. Außerdem fehlten: Beratungsstellen in allen Bezirken, Spritzentauschautomaten, mindestens vier weitere Projekte für Kinder süchtiger Eltern, Polizeikräfte zur Bekämpfung des Drogenhandels, Ausstiegshilfen in den Haftanstalten und Maßnahmen für St.Georg,
1einen Stadtteil „im Würgegriff des Drogenproblems“.
Positiv bewertet der hiesige Landesverband die Substitution mit Methadon. Beuß („ein glühender Verfechter der Behandlung“) forderte, daß jeder Junkie auf Antrag Methadon bekommen sollte. Außerdem fehlten mindestens vier zusätzliche Methadonambulanzen. Einen Modellversuch zur Heroinfreigabe, wie der Senat ihn plant, bezeichnet Beuß jedoch als „zynischen Menschenversuch“. Sannah Koch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen