: Die Wurzeln des Hauptstroms
■ Die Gäste der Giant Sand im Modernes überzeugten mehr als selbige
“Hol die Pferde 'raus!“ Das war die spontane Reaktion eines Zuschauers auf das Giant Sand Konzert im Modernes. Ihre Pferde hatte die Band in der Wüste gelassen, dafür aber eine Reihe von Gästen nach Bremen mitgebracht. Mit einem treibenden Marschmusik-Schlagzeug und zwei durchgängigen Rythmusgitarren erzeugten die Cropdusters mächtig Druck. Irische Säuferballaden mit Anleihen bei der Cajun-Musik, schnell und präzis gespielt: Das machte gute Laune.
Danach betrat Giant Sand-Sänger Howe Gelb mit einem einzelnen Mann die Bühne. „This is my friend Rainer. He is a genius.“ Und das war er wirklich. Rainer zupfte auf seiner halbakustischen Gitarre einen Rythm & Blues, der in Schwärze und Stimme John Lee Hooker kaum nachstand. Er begleitete sich, streute gleichzeitig kurze Licks ein, wechselte zwischen Fingerpicking und Slide-Gitarre. Rainer schien mindestens vier Hände zu haben.
Spätestens jetzt wußten alle, wo die musikalischen Wurzeln der Giant Sands liegen — im Folkrock und Blues. Howe Gelb eröffnete den Set der Giants alleine mit Gitarre. Live langweilt das, weil Howe Gelb nicht die Fingerfertigkeit von Rainer besitzt.
Nach über zwei Stunden wurde es dann endlich voll auf der Bühne, Giant Sands legten mit den Worten „Follow your program“ los. Verzerrte Gitarren mit klaren Baß-und Schlagzeugrhythmen unterlegt, dominiert von Howe Gelbs eindringlicher Stimme und tragenden, mehrstimmigen Refrains: amerikanischer Mainstreamrock und sonst nichts. Chris Cacavas (Green on Red) an der Orgel, die Sacred Sisters als Backvocals und die Giants waren sehr gut aufeinander abgestimmt. Sie wechselten laufend die Instrumente, aber nicht den Stil. Schnelle, druckvolle Songs fehlten, die Band jammte ruhig, lässig vor sich hin. Es blieb bei den tragenden Bratgitarren mit melodischem Gesang, die sehr an den frühen Neil Young erinnerten. Wer das heute noch hören will, war begeistert. Wer nicht, ist wohl sowieso zu Hause geblieben. Mac
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