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Raps-Taxen gegen Ölscheichs

■ 100 Berliner Taxifahrer werden ab April den Einsatz von Bio-Diesel testen / Das Umweltbundesamt rät von Rapsöl ab: Hohe Kosten und nur geringer Umwelteffekt

Berlin. Rapsfelder sollen es jetzt sein, die dem Autofahrer das schlechte Gewissen nehmen sollen – insbesondere den Berliner „Kutschern“. Sie werden ab April mit 100 oder mehr Taxen den aus den Pflanzen gepreßten „Bio-Diesel“ testen, mit dem die Luftverpestung durch den Autoverkehr vermindert werden soll – so stellten es gestern zumindest Vertreter der Bauern- und Taxenlobby auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Grünen Woche dar. Zukünftig soll „vegetarisch“ getankt werden, wie es Karl Eigen, Vorsitzender einer Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP), nannte, denn die Rohstoffe Erdöl und Luft seien begrenzt.

Nach Eigens Angaben ist das Treibhausgas Kohlendioxid beim Fahren mit Rapsölmethylester (RME) in einem Kreislauf gebunden, weil die Pflanze das bei der Verbrennung freiwerdende CO2 zuvor der Atmosphäre entzogen habe. Wer statt Diesel das neue Rapsöl tanke, puste aus seinem Auspuff nur ein Drittel des Klimakillers. Auch andere Schadstoffbelastungen gingen zurück.

Für das „vegetarische“ Fahren mit RME müssen bei den Taxen die Dieselpumpen und Schläuche gewechselt werden, berichtete Heinz Peter, Präsident des Bundesverbandes des Taxigewerbes. Bisher fehlen in Berlin auch noch die benötigten Tankstellen. Neben diesen Schwierigkeiten hat UFOP- Chef Eigen aber auch Gegner des Umwelttreibstoffs ausgemacht. Es seien „ideologische Grüne“, voreingenommene Wissenschaftler und Mitarbeiter des Umweltbundesamtes (UBA).

In der Tat kommt von dort heftige Kritik. Vergangene Woche stellte das UBA ein Gutachten vor, in dem der ökologische Effekt des Rapsöls abgeschätzt wird. Bei Berücksichtigung aller Aspekte wie auch des Düngens der Pflanzen oder der Förderung beim Erdöl ergebe sich zwar eine Verminderung der entstehenden Klimagase um ein Drittel, doch schon bei den Schadstoffen, die aus dem Auspuff kommen, gebe es keinen ins Gewicht fallenden Vorteil. Damit die Kosten des Rapsöls von bis zu 2,30 Mark je Liter auf die 40 bis 50 Pfennige des Erdöls gesenkt werden, würden im Jahr Subventionen bis zu einer Milliarde Mark nötig. Die in Deutschland verursachten klimarelevanten Schadstoffe würden aber lediglich um bis zu 0,7 Prozent gesenkt. Ein geringer Erfolg, betrachtet man das Ziel der Bundesregierung, die bis zum Jahr 2010 eine Verringerung um 25 bis 30 Prozent erreichen will.

Die Einsparung von 0,7 Prozent sei keine Milliarde Mark wert, sagte gestern Holger Brackemann vom UBA der taz. Es sei sinnvoller, dieses Geld für die Weiterentwicklung von Motoren und die Verringerung des Autogewichts einzusetzen. Darüber hinaus führe der Anbau von Raps zu hohem Dünger- und Pestizideinsatz sowie zu Monokulturen.

UFOP-Präsident Eigen räumte gestern gegenüber der Presse ein, daß es seiner Union auch darum gehe, den Absatz von Ölsorten zu steigern. „Warum sollten wir den Ölscheichen weiterhin die Wasserhähne vergolden, wenn wir das Geld auch unseren Bauern geben können?“ sagte Eigen. Beim Geld dachte er wohl auch an sich selbst: Eigen ist Vorsitzender des schleswig-holsteinischen Bauernverbandes. Dirk Wildt

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