piwik no script img

Antisemitischer Bürger- meister zurückgetreten

■ Nach taz-Veröffentlichung von Brief an Bubis

Frankfurt/Main (taz) – „Ich bin froh, daß ich als Bürgermeister einer kleinen Gemeinde keinen jüdischen Mitbürger habe, der den täglichen Dorffrieden mit seinem Reizstachel stört.“ Franz-Dieter Schlagkamp (50), Bürgermeister der Gemeinde Sensheim an der Mosel, hatte zum Jahreswechsel dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, einen empörten Brief geschrieben und ihn als „Oberjuden“ bezeichnet. Die Deutschen seien nicht pauschal für ausländerfeindliche und antijüdische Aktionen verantwortlich zu machen.

Jetzt mußte er zurücktreten. Auszüge aus diesem Brief hatte die taz am vergangenen Samstag veröffentlicht. Daraufhin hatten die Grünen im rheinland-pfälzischen Landtag den parteilosen Bürgermeister der Winzergemeinde aufgefordert zurückzutreten, Innenminister Walter Zuber (SPD) sprach von einem „Skandal“ und kündigte „dienstordnungsrechtliche Ermittlungen“ an.

Nach seinem Rücktritt erklärte der Bürgermeister, daß er nicht wegen des Briefes an Ignatz Bubis sein Amt zur Verfügung gestellt habe, sondern auf Druck der „sogenannten freien deutschen Medien“. Die hätten ihn und den gesamten Ort „terrorisiert“. Wie die Kreistagsabgeordnete Irene Schroer auf Nachfrage mitteilte, sei Schlagkamp „Duzfreund“ diverser CDU-Größen in Rheinland-Pfalz. Unter anderem habe er engen Kontakt zu dem CDU-Landesvorsitzenden Werner Langen gepflegt, der vor Jahresfrist kommunale Bündnisse mit den „Republikanern“ favorisiert hatte. Klaus-Peter Klingelschmitt

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen