: Audienz bei Bacchus
Information und Genuß am Wochenende auf der ■ Wein-Messe
Am kommenden Wochenende wird es vermutlich auf dem Gelände der Hamburg Messe sehr weinselig zugehen. Von Samstag bis Montag findet dort nämlich die „Internationale Wein-Messe und Delikatessen“ statt. Grund genug für die Messegesellschaft, schon gestern auf einer Pressekonferenz die Angebote vorzustellen.
Die Wein-Messe scheint dringend erforderlich zu sein. Der Vorsitzende des Aussteller-Beirates, Erwin Graf Matuschka-Greiffenclau, mißt der Vermarktung eine „besonders große Bedeutung“ bei. Denn obwohl der deutsche Wein in den vergangenen Jahren oft Spitzenqualitäten hervorgebracht hätte, ginge der Absatz zurück oder stagniere. Aber das ist nicht allein ein deutsches Problem. Weltweit werden rund 70 Billionen Hektoliter mehr produziert als konsumiert.
Richtige Weinliebhaber hingegen dürfte das wenig stören, denn ist viel guter Wein am Markt, sinken die Preise. Diese Erfahrung mußten schon die französischen Winzer machen, deren Märkte in Japan, USA und England wegen zu hoher Preise gerade zusammenbrechen. Deshalb erfreuen sie uns nun mit günstigen Angeboten.
Für die Absatzprobleme des deutschen Weins machte der Graf allerdings auch die Ausländerfeindlichkeit in der Bundesrepublik verantwortlich, die inzwischen „marktwirksam“ geworden sei. Er selbst habe vor kurzem in den USA Probleme beim Verkauf seiner eigenen Weine bekommen.
Insgesamt kann es für den Grafen nur einen Ausweg geben. Die Auszeichnung der deutschen Weine, mit Etikett-Angaben über die Lage, Rebsorte, Geschmacksrichtung und vieles mehr, sei unsinnig und müsse geändert werden. Er möchte eine „Qualitätshierarchie“ wie in Frankreich. Dort würden Bezeichnungen wie „Burgunder“, „Bordeaux“, „Beaujolais“ oder „Chablis“ nicht nur die Anbaugebiete, sondern auch die Qualitäten beschreiben. „Das wollen wir auch in Deutschland.“
Daß der Glaubenskrieg um das Thema „welcher Wein zu welchem Essen“ für einige noch nicht beendet ist, demonstrierte ein „Fach- Journalist“. Er wollte wissen, ob es Neues zur Frage gibt, ob man Wein zum Salat trinken darf. Dabei weiß heute jeder Gourmet, daß selbst Rotwein auch zu Fisch passen kann. Man muß nur Ahnung haben. Norbert Müller
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