: Kleinbürgerliche Spießigkeit
■ betr.: Foto Madonna, taz vom 12.1.93, LeserInnenbriefe dazu, taz vom 21.1.93
Betr.: Foto Madonna, taz vom 12.1.93, LeserInnenbriefe dazu,
taz vom 21.1.93
Mit ungläubigem Staunen lasen wir die LeserInnenbriefseite zum Erscheinen des Madonna-Fotos. Was soll die ausgedrückte neue und doch so alte kleinbürgerliche Spießigkeit eigentlich bewirken?
Voyerismus als frauenfeindlich zu interpretieren und dies ausgerechnet bei Madonna zu versuchen, ist schon eine denkerische Leistung, auf die nur erzkonservative Moralisten und saubere Ex- SEDler (...zehn Gebote der sozial. Moral) kommen. „Verblödung nenne ich das!“ [...] Susanne Schaper,
Gerhard Bleick,
Porta Westfalica
Als jahrelange taz-Leserin möchte ich Euch sagen, daß ich die LeserInnenbriefe zu dem Bild reichlich übertrieben finde. Ich fühle mich als Frau, die schon längst alle Bücher des Feminismus in die unteren Regale gestellt hat, keineswegs verachtet. Ich frage mich, wann mann und frau endlich bereit sind, ehrlich zur eigenen Erotik zu stehen? In der sogenannten Pornographie gibt es viel Perverseres und Abstoßenderes (Kinder, Tiere usw.), als ausgerechnet die gutgemachten Fotos einer in Leder entkleideten Madonna. Die dazu erschienenen Briefe beweisen eindeutig, wieviel Krampf in vielen Menschen steckt. Es gibt genug Artikel, die zeigen, wie wenig niveaulos die taz ist. [...] Susanne Kafka, Horb a.N.
Über das schöne Madonna-Foto habe ich mich gefreut. Die veröffentlichten Leserzuschriften lassen eine öde Zukunft befürchten, wenn Moralisten dieser Sorte hier wirklich mal was zu bestimmen haben sollten. [...] Klaus Braunert, Schleswig
Nach Lektüre der taz vom 21.1.93 tut vielleicht not, Euch mitzuteilen, daß Ihr durch Euren skandalösen Madonna-Foto-Abdruck nicht alle Abonnenten abschütteln könnt. Ich nehme Euch ernst! Auch wenn Ihr euch und uns (Leser) mal nicht mehr ernst nehmt.
Und wenn ich nun bekenne, daß mir manche Madonna-Fotos Lust auf diese Frau machen, bin ich sicher Ergebnis Eurer Verblödungsmasche... Sagt mal, geht's nicht auch 'ne Nummer kleiner? Tilman Konowski, Aachen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen