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Schulbehörde chaotisiert Stundenplan

■ Nur 10 statt 50 Lehrerstellen für Auffangklassen für Flüchtlingskinder beantragt / Lehrer hektisch zusammengekratzt

für Auffangklassen für Flüchtlingskinder beantragt / Lehrer hektisch zusammengekratzt

Große Aufregung gestern in der Schule Ludwigstraße. Nur zwei Schultage vor Beginn des neuen Halbjahrs zog die Behörde die Lehrerin einer 2. Klasse ab und warf damit die Stundenpläne der Ganztagsschule im Schanzenviertel durcheinander. Die Pädagogin soll in Hamm eine Auffangklasse für Flüchtlingskinder unterrichten.

Die Hektik dieser Maßnahme ist nur vor dem Hintergrund des Planungs-Chaos in der Schulbehörde zu verstehen. Wie berichtet, hatte man im Herbst wegen des großen Andrangs die Frequenz der Klassen für Flüchtlingskinder von 20 auf 30 erhöht. Da es große Lehrer-Proteste dagegen gab, sicherte Senatorin Rosemarie Raab für das am Montag beginnende zweite Schulhalbjahr die Senkung auf 20 Schüler zu. Um die Frage, woher die Lehrer kommen sollen, mogelt sich die Behörde herum in der Hoffnung, daß die neue Asylgesetzgebung die Zahl der Flüchtlinge senkt.

Ursprünglich hatte Senatorin Raab im November 50 Lehrerstellen für die Betreuung von Flüchtlingskindern beantragt. Der Antrag wurde abgelehnt, die Schulbehörde beauftragt, Alternativen zu entwickeln. Anfang dieser Woche gab Oberschulrat Schwenke bei einer Teilpersonalversammlung bekannt, was geplant ist: In der Senatsdrucksache, die nach zweimaliger Verschiebung vielleicht am 9. Februar verabschiedet wird, werden nicht mehr 50, sondern nur noch 10 Stellen beantragt — auch die erst zum 1. April. Kinder, die in Sammelunterkünften wohnen, sollen vermutlich das erste Vierteljahr gar nicht zur Schule gehen, sondern von Sozialpädagogen betreut werden.

„Ich finde es eine Schweinerei, daß eine sozialdemokratische Bildungspolitikerin sich hier nicht vor die Kinder stellt, sondern von Anfang an weniger beantragt als nötig“, sagt dazu GEW-Personalrat Hort Bethge. Gerade für Kinder, die das Erlebnis von Flucht und Vertreibung verarbeiten müssen, sei die Schule und der kontinuierliche Kontakt mit Gleichaltrigen sehr wichtig. Allein um die neuen Auffangklassen einzurichten, fehlten 19 Lehrer, die nun „von überall zusammengekratzt werden“. So müßten Gruppen für Vorschulkinder gestrichen und Krankheits-Reserven eingesetzt werden. Bethge: „Noch nie wurde so knapp kalkuliert wie heute.“ Da die neuen Auffangklassen bereits mit zehn bis zwölf Schülern beginnen, rechnet der Personalrat damit, daß sie spätestens im April wieder voll sind.

In der Hamburger Schulbehörde hingegen versteht man die Aufregung nicht. „Noch ist Platz da“, sagt Behördensprecher Ulrich Vieluf. Er kenne niemanden, der über die Zukunft genaue Prognosen abgeben könnte. Nach Auskunft der Ausländerbehörde sind im Oktober 459, im November 523 und im Dezember 578 Flüchtlingskinder im schulpflichtigen Alter in die Hansestadt gekommen, wovon ein Teil in andere Bundesländer verteilt werde. Im Januar, so Behördenleiter Bornhöft, kamen etwas weniger Flüchtlinge als im Vormonat. Aber das sei erfahrungsgemäß in jedem Jahr so. Kaija Kutter

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