Vergißmeinnicht, die Postleitzahl!

■ Verwirrung komplett: Ab Juli fünfstellig und absolut unmerkbar

Vergißmeinnicht, die Postleitzahl!

Verwirrung komplett: Ab Juli fünfstellig und absolut unmerkbar

hier

Männeken

Frieda B. strahlt. Wolfgang Lippert herzt, der Postminister als Wettpate nickt anerkennend. „Wetten, daß ich zu allen Hausnummern meiner Straße die richtige Postleitzahl weiß?“ hatte Frieda B. gewettet und damit Kopfschütteln in der gesamten Fachwelt ausgelöst.

Frieda B. wohnt in der Schwachhauser Heerstraße, Bremen. Unerbittlich hagelten die Fragen auf sie ein: „Hausnummer 117“ — „Postleitzahl 28211“. „Hausnummer 264a“ — „28213“. „266“ — „28359“.

Kein Scherz! Am 1. Juli ist es soweit: Die absolut unmerkbare fünfstellige Postleitzahl hält Einzug in der ganzen Republik. Vorbei die Zeiten der rund 800 identischen Postleitzahlen in Germany Ost und West, vorbei die Zeiten des O und W. Vorbei auch das „Bremen 44“, Zustellpostämter gibt es nicht mehr. Nach 1961 — damals wurde, vergißmeinnicht, die vierstellige Postleitzahl eingeführt — sei nun wieder mal ein historisches Jahr für die Post gekommen, frohlockte gestern der Präsident der Postdienstdirektion Bremen, Johann Paffen. Wir alle glauben ihm aufs Wort, daß postalische Sternstunden nur alle 30 Jahre mal auftreten. Und so wurden mehr als 500 BürgermeisterInnen dieser Nation, unter ihnen Klaus Wedemeier, gestern zum Fototermin ins jeweilige Allerheiligste gebeten. Da stand unser Bürgermeister nun und versuchte, sich die Nummern 28195 fürs Rathaus, 28025 fürs Rathaus-Postfach und 28279 fürs traute Heim einzubleuen.

Mitten durch die Stadtteile, was sage ich, mitten durch die Straßenmitte werden PLZ-Grenzen verlaufen! Gerade Hausnummern diese, ungerade jene PLZ!! Die Großfirma um die Ecke hat wiederum ihre eigene Zahl!!!

Das Geheimnis lüftet sich ab Montag: Dann können Sie kostenlos unter der Telefonnummer 0130/55555 Ihre ganz persönliche Postleitzahl erfahren. Im Mai wird jedem Haushalt ein kiloschweres Paket ins Haus kommen: Alle 100.000 Postleitzahlen des Landes, im handlichen 1.000-Seiten-Wälzer, auch praktisch für unterwegs.

Wo die Privatmenscheneinmal eine Stunde lang ihren Kalender auf Vorderfrau bringen müssen, da müssen Großfirmen Computer-Adresskarteien umschreiben, Tonnen von Briefpapier einstampfen und neu drucken lassen. Doch in den Bremer Großfirmen löst das keine Panik aus: „Bis Juli kriegen wir das hin.“ Und für die Bremer Verwaltung ist Wedemeier optimistisch: „Wie ich das kenne, wird auf das alte Briefpapier so lange 'Postleitzahl geändert' gestempelt, bis es aufgebraucht ist.“ Nur er selber hat sich gerade neues Briefpapier drucken lassen...

skai