Hitverdächtige Wohnung leider durchgefallen

■ Man gönnt sich zwar sonst nichts, aber...

Es war auf der laufenden Liste die 61. Wohnung. Vier Zimmer, Balkon, schön Südseite, 1.200 Mark kalt, na gut, man gönnt sich ja sonst nichts, Maklerkaution, na gut, man gönnt sich ja sonst nichts, Zwei Monatsmieten Deponat, na gut,... Nach zweieinhalb Jahren auf Vier-Zimmer-Wohungssuche hätte das was werden können.

Die Kaltmiete wäre vielleicht auch deshalb gut angelegt, weil die Wohnung Doppelglasfenster hatte. Wenig Nebenkosten, weil gut isoliert, Sie merken schon, ich bin Experte.

Über die Renovierung hätte man reden müssen. Alles lupenrein und sauber, keine Frage, frisch tapeziert, aber: spuckhäßlich. Wie gesagt, man hätte drüber reden müssen.

Das die Wohnung in einem relativ häßlichen Mietshaus liegt, hätte man verwinden können. Schließlich lebt man ja drin und muß das Elend nicht sehen, das sich von draußen bietet. Die Fußmatten auf den Flurtreppen hätten wir den Nachbarn schon abgewöhnt.

Reden wir mal nicht darüber, daß man die Wäsche nirgends aufhängen konnte. Vier Leute sind ja nicht immer in allen Zimmern gleichzeitig, da hätte sich schon ein Platz für den Wäscheständer gefunden. Dafür aber: Zwolf Steckdosen allein in der Küche, was wollen sie mehr? Und den häßlichen Teppichboden, für den man Abstand hätte zahlen sollen, wäre doch auch vielleicht anderwertig zu verkaufen gewesen?

Noch einmal, und ganz im Ernsst: Es hätte was werden können, und auch der Vermieter war geneigt. Stellen Sie sich die Situation vor: Zweieinhalb Jahre immer hinten in der Hitparade der Vermieter gestanden, und dann plötzlich Platz 1.

Man hätte vor Freude die Fenster aufreißen und sein Glück hinausschreien mögen. Ersteres habe ich gemacht, der Schrei bleib mir im Hals stecken. Sie ahnen es, die Wohnung liegt im Kreuzungsbereich Neuenlander Straße B 75, 5.000 LKWs täglich, die Ohren fielen mir ab.

Drei Zimmer sind doch auch irgegendwie schön. mad