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Italiens Sozialistenchef Craxi vor dem Fall

■ Sturz der Regierung Amato mißlang

Berlin (taz) – Craxis Tage sind gezählt. Noch ist der Chef der italienischen Sozialisten und langjährige frühere Ministerpräsident vom Parteivorsitz nicht zurückgetreten. Doch wird er sich nach den Turbulenzen vom Wochenende nicht mehr lange an sein Amt klammern können. Nach der Eröffnung des dritten Ermittlungsverfahrens wegen passiver Bestechung im größten Korruptionsskandal im Nachkriegseuropa hat der schwer angeschlagene Politiker, der sich auch noch wegen Erpressung im Amt zu verantworten hat, die Flucht nach vorne angetreten. Ganz nach dem Motto „nach mir die Sintflut“ versuchte Craxi am Sonntag gleich die ganze Regierung seines Parteigenossen Giulio Amato in seinen Sturz mitzureißen. Er forderte den Ministerpräsidenten und die sozialistischen Minister auf, ihre Ämter zur Verfügung zu stellen. Doch das Manöver mißlang. Die Parteifreunde versagten ihm die Gefolgschaft. Die Regierungskrise fand nicht statt. Und so bleibt Craxi nun allein auf weiter Flur. Sein Rücktritt wird täglich erwartet.

Insgesamt 110 Personen sind inzwischen im Zusammenhang mit dem Mailänder Korruptionsskandal festgenommen worden. Anläßlich der Vergabe öffentlicher Aufträge sind in Oberitalien Bestechungsgelder in einer Höhe von umgerechnet sieben bis acht Milliarden DM in die Parteikassen geflossen. In der lombardischen Metropole vergeht kein Tag ohne neue Enthüllungen, neue Festnahmen, neue Skandale. Gegen eine Reihe von Regionalministern, Unternehmern und Parteipolitikern ist inzwischen Anklage erhoben worden. Seiten 2 und 10

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