■ Mittwoch-Blick (3): Zu sehr Klotz
MITTWOCHS-BLICK (3)
Zu sehr Klotz
Foto Fassade
Alle kennen solche Stellen in der Stadt: Man kann jahrelang daran vorbeigehen und immer wieder denken: Was ist das bloß? Eine Hauswand, ein Schild, ein Laden. Der flüchtige Blick ist schnell vergessen — bis zum nächsten Mal. MITTWOCHS-BLICK (3)
Auf den ersten Blick könnte das Gebäude ein modernisierter Bunker sein, so wuchtig steht es am Buntentorsteinweg Nummer 120, gleich bei der Städtischen Galerie. Aber dafür ist der Putz zu schön, ist das Dach zu groß, ist es zu sehr bewohnt. Trotz der lateinischen Weisheiten, vereinzelt an die Wand gestuckt, kann bei diesem Gebäude von Charme keine Rede sein. Zu quadratisch, zu massiv, zu viergeschössig der Klotz. Was hat es damit auf sich?
„Vor ein paar Jahren parkte die Müllabfuhr noch die Wagen hinter dem Gebäude“, erinnern sich die Nachbarn. Und daß das Gebäude seit Anfang des Jahrhunderts steht, wissen sie auch — und daß es vormals zur Remmers-Brauerei gehörte.
Recht haben sie: Was sich da über den Buntentorsteinweg erhebt, ist das ehemalige Sudhaus der Remmers-Brauerei. Früher soll es schön ausgesehen haben: Hinter großen Glasfassaden standen kupferne Sudpfannen, im Erdgeschoß pulste das Leben in einer Renaissance-Gaststätte. Im Stil der Zeit eben, gebaut um die Jahrhundertwende. Drumherum vergnügte sich die Bevölkerung im Biergarten.
Mit den kupfernen Sudpfannen war es im Krieg vorbei: Abgeholt und eingeschmolzen wurden sie. Das war aber weiter kein Verlust, die Bierbrauerei wurde wegen der Rohstoffknappheit schon vorher eingestellt.
Danach kam die Stadtreinigung, aber bald soll das alte Sudhaus zu neuen Ehren kommen: Die Besitzerin, die Bremische Gesellschaft für Stadterneuerung, will renovieren und neugestalten. Dann sollen dort wieder eine Brauerei und ein Biergarten entstehen. ede / F.: J.O.
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