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Stasi beim Staatsschutz

■ Prozeß gegen 43jährigen: Sieben Jahre lang Informationen an das MfS geliefert

Berlin. Unter dem Decknamen „Feld“ bespitzelte der 43jährige Hartmut P. mehr als sieben Jahre lang den Staatsschutz in Westberlin. Der ehemalige Vorsitzende der „Vereinigung der Opfer des Stalisnismus“ sagte am Mittwoch vor dem 1. Strafsenat des Kammergerichts über seine Tätigkeit für die Stasi aus. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, sich im Januar 1982 gegenüber seinem jetzt 55jährigen Führungsoffizier Eberhard B. gegen einen Agentenlohn von monatlich 300 bis 500 Mark zur Zusammenarbeit mit der Hauptabteilung XXII/1 verpflichtet zu haben.

Der in der DDR aufgewachsene Angeklagte hatte sich während seiner Armeezeit mehrfach staatsfeindlich geäußert. Weil er sich weigerte, mit der Nationalen Volksarmee 1968 in die ČSSR einzumarschieren, wurde der Soldat von der Stasi verhaftet und im März 1970 zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Nach mehreren Fluchtversuchen und Briefen an Honecker wegen der Verweigerung der Ausreise aus der DDR wurde der Angeklagte 1975 ausgewiesen. In West-Berlin war der gelernte Maurer als Fernfahrer tätig. Ein von ihm eröffnetes Lokal diente Fluchthelfern als Treffpunkt.

Zur Zusammenarbeit mit der Stasi will er sich verpflichtet haben, weil durch ein Einreiseverbot der Besuch seiner Frau bei ihren Verwandten in der DDR sonst nicht möglich gewesen wäre. ADN

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