: Hilfspolizisten unter Tatverdacht
■ Waffendepots ausgehoben/ Rechtsextremisten verhaftet
Berlin. Der Berliner Staatsschutz ermittelt gegen einen international agierenden rechtsextremistischen Waffenhändlerring, an dem auch fünf Mitglieder der Freiwilligen Polizeireserve beteiligt gewesen sein sollen. In den Wohnungen der zwölf Beschuldigten im Alter von 21 bis 30 Jahren sowie in zwei Erddepots im Grunewald und im Spandauer Forst seien drei Schrotgewehre, vier Pistolen, Nebelgranaten sowie 12.300 Schuß Munition sichergestellt worden, sagte Polizeipräsident Saberschinsky gestern.
Vier Verdächtige sitzen wegen illegalen Waffenhandels in Untersuchungshaft. Saberschinksky weigerte sich, die Tatverdächtigen als Rechtsextremisten zu bezeichnen. Dafür gebe es keine Erkentnisse. Er sprach von einem „Waffendelikt“.
Drei der Hilfspolizisten und drei weitere Beschuldigte seien bereits 1986 wegen Teilnahme an einer „Wehrsportübung“ polizeilich in Erscheinung getreten. Zudem hätten sie versucht, eine Berliner Gruppe der damals in der Mauerstadt von den Alliierten verbotenen rechtsextremen „Freiheitlich Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) zu gründen. Die Freiwillige Polizeireserve wird unter anderem bei Großdemonstrationen eingesetzt und dafür mit Dienstwaffen ausgestattet.
Den Ermittlungen zufolge hatten die Extremisten die Waffen größtenteils auf Bestellung aus der Schweiz und aus Frankreich eingeführt. Beschlagnahmten Unterlagen zufolge könnten noch weitere, bisher nicht namentlich bekannte Personen an dem Waffenhandel beteiligt gewesen sein.
Ins Rollen kamen die Ermittlungen nach einer Anzeige aus der Bevölkerung im Juli 1992 und der Festnahme des 24jährigen mutmaßlichen Haupttäters. Im vergangenen Dezember wurden dann zwei 22 und 23 Jahre alte Männer beim Überqueren der deutsch- schweizerischen Grenze gefaßt. Ein weiterer 24jähriger, der die Erddepots angelegt haben soll, wurde Ende Januar verhaftet.
Auch gegen zwei für die Aufnahme der freiwilligen Polizisten zuständige Beamte hat die Behörde jetzt Vorermittlungen eingeleitet. Es soll geprüft werden, warum sie einige der Beschuldigten trotz der polizeilich bekannten rechtsextremistischen Gesinnung in die Freiwillige Polizeireserve aufgenommen hatten. Zudem soll geklärt werden, ob die Waffenhändler die Polizeieinheit für ihre Machenschaften mißbraucht haben, so der Polizeipräsident. dpa/taz
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen