piwik no script img

Unterm Strich

Der Dramatiker Rolf Hochhuth will die für den 10. Februar am Berliner Ensemble geplante Uraufführung seines Stückes „Wessis in Weimar“ verbieten lassen, weil er mit der Inszenierung des Stückes durch den Regisseur Einar Schleef nicht einverstanden ist. Von den ursprünglichen Dialogen sei rein gar nichts mehr in der Inszenierung enthalten, stattdessen habe Schleef völlig unpassende Einsprengsel wie Brechts Bekenntnis zur SED, Stücke aus dem Faust und aus Werken Shakespeares verwendet. „Werkgetreu“ sei einzig die Hamburger Inszenierung Yves Jansens am Ernst-Deutsch-Theater. Das Berliner Ensemble rechnet allerdings damit, daß die Uraufführung wie geplant stattfinden kann.

Das Volk hat gevotet: „Motzki“, die neudeutsche Post-Ekel-Alfred-Serie aus der Feder von Wolfgang Menge, wird von zwei Dritteln der Inländer als unerträglich empfunden. Einer Wickert-Blitz-Umfrage zufolge hat dieser nicht unbeträchtliche Bruchteil für das sofortige Absetzen der Serie plädiert (Mensch, da muß ja doch irgendwie was dran sein an dieser lauen Schmonzette, deren Sinn und Verstand für den jetzt diensttuenden, damals fernsehglotzenden Redakteur gar nicht ad hoc zu eruieren war).

Nach Angaben des Tübinger Instituts forderten sogar nicht wenige Lichterketten gegen den „Motzki- Ungeist“. Noch schöner wäre: Montagsdemos gegen Motzki! Das käme auch stabreim- und sloganmäßig schöner hin.

Der Bitterfelder Weg nimmt eine neue Wendung. Nachdem in der als dreckigste Stadt Europas berühmt-berüchtigten 18.000-Einwohner-(Ex-)Industriekombinat-Gemeinde in Sachsen-Anhalt seit der allgemeinen Wende schon die großkalibrigsten der Dreckschleudern lahmgelegt worden waren, wurde Bitterfeld jetzt zum Sanierungsgebiet erklärt.

Wenn das mal kein Fall für Motzki ist! Oder für Montagsdemos!

Der Berliner Theaterverlag henschel-Schauspiel untersteht nicht mehr der Treuhandanstalt und kann jetzt endlich „selbstbestimmt arbeiten“. So äußerte sich am Donnerstag ein Vertreter des Verlags, der die Streitigkeiten mit der Treuhandanstalt („henschel- Schauspiel“ hatte sich vom alten Henschel-Verlag abgespalten und als „unabhängige Kulturinstitution, über die Autoren und Übersetzer bestimmen und die sie selbst besitzen“, konstituiert) damit für beendet erklärte. Der jetzt abgeschlossene Vergleich sieht vor, daß henschel-Schauspiel für 60.500 Mark der Henschel Verlags GmbH deren Geschäftsanteil abkauft. Wie Motzki das wohl finden würde?

Je länger wir darüber nachdenken, desto klarer gelangen wir zu der Überzeugung: Motzki darf nicht sterben! Wer sonst sollte diese ganzen Ossi-Fassaden- Restaurierungsaktionen, die uns hier Tag für Tag per Meldung heimsuchen, angemessen kommentieren?

Steueraufkommen messen? In Potsdam jedenfalls wird zur anstehenden 1.000-Jahrfeier die zwei Millionen teure Erlöserkirche vollständig restauriert sein. In den vergangenen vier Jahren sei es gelungen, das Äußere der Kirche wieder „in den ursprünglichen Zustand zu versetzen“, sagte Harald Dirksen, Pfarrer der Erlösergemeinde. Motzki, übernehmen Sie!

Eric Erfurth, der die Original-Notenschriften von Kurt Schwitters' Ursonate gefunden haben will (wir berichteten) , droht jetzt ein Urheberrechtsprozeß. Er findet ab 10. Februar dieses Jahres in Köln statt. Erfurth selbst erklärt in einer Presserklärung, dieser Prozeß sei deshalb so bedeutsam, weil er „den Umgang mit der Ursonate und somit Schwitters' Nachruhm verhandelt.“ Es falle ein Schlaglicht auf die „unverständliche und willkürliche Lizenzpolitik der Erben“.

Die einzige großformatige und nahezu vollständige Statue des Königs Echnathon (1350-1333 v.Chr.) außerhalb Ägyptens befindet sich jetzt in Berlin! Es handelt sich um eine noch nicht vollendete Statue. Auf Basis und Rückenpfeiler sind, berichten Augenzeugen, Vorzeichnungslinien des ägyptischen Bildhauers erhalten geblieben. Das Ägyptische Museum Berlin „freut sich“ (dpa) über eine „Wiedervereinigung besonderer Art durch die Erwerbung dieser halb lebensgroßen Kalkstein-Statue Echnatons, des Gemahls der Nofretete, deren Kalksteinbüste ein Glanzstück der Berliner Museen ist.“

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen