: Warnung vor Rechtsterrorismus
■ Für Brandenburgs Justizminister gibt es keine Entwarnung
Potsdam. Brandenburgs Justizminister Hans Otto Bräutigam schließt nicht aus, daß sich der Rechtsextremismus in Deutschland hin zum Rechtsterrorismus entwickeln könnte. „Es gibt keine Entwarnung“, sagte der parteilose Minister gestern – zwei Tage nach Veröffentlichung der Bundesbilanz des Verfassungsschutzes. „Wir können nicht davon ausgehen, daß sich der ansteigende Trend bei rechtsextremistischen Gewalttaten schon umkehrt.“ Der Boden für den Rechtsextremismus in der Bundesrepublik sei „fruchtbarer“ geworden.
Bräutigam forderte eine breitangelegte öffentliche Diskussion über eine kontrollierte Einwanderungspolitik und das Staatsbürgerschaftsrecht. Die Bundesrepublik sei längst ein Einwanderungsland geworden. Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund wurden überwiegend von Ortsansässigen begangen, so Bräutigam. Über 60 Prozent von ihnen seien jünger als 21 Jahre, darunter „erschreckend viele“ Kinder. Die Anschläge seien in der Regel nicht von extremistischen Organisationen geplant oder gesteuert, sondern eher spontan verübt worden. In neuester Zeit seien aber verstärkt Querverbindungen zwischen Skinheads und rechtsextremistischen Organisationen zu beobachten.
Bräutigam warnte vor dem „Irrtum“, daß vor allem sozial Entwurzelte zur Tat schreiten würden. Der Aufstieg des Rechtsextremismus hänge zwar mit sozialer Verunsicherung zusammen, doch kämen die Täter nicht vom äußeren Rand der Gesellschaft. Vielmehr gingen die meisten einer geregelten Arbeit oder Ausbildung nach. Der Anteil Arbeitsloser unter den ermittelten Gewalttätern betrage rund zehn Prozent. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen